| Luft nach oben?

Potentiale für Kunst und Bau

Doris Ahnen, Finanz- und Bauministerin Rheinland-Pfalz, eröffnete den Abend mit einem Dank an ihre Mitarbeiterin Sabine Groß – im Ministerium für „Kunst und Bau“ zuständig –  und die Kolleginnen, die die Veranstaltung „Luft nach oben?“ geplant haben. Die Gestaltung des Veranstaltungsraumes „stimme auf wunderbare Weise auf die Veranstaltung ein“ und betone den Prozesscharakter der Reihe, die auch weiterhin fortgeschrieben werden soll. Schon 2015 habe man bei einer Veranstaltung im Zentrum Baukultur die neue Webside für Kunst und Bau vorgestellt und „ein Blick auf die Seite lohnt sich“ ermunterte sie die Besucher.

„Das Setting hat sich verändert und soll eine kommunikative Atmosphäre schaffen“ erläuterte Sabine Groß, die durch den Abend führte, die Raumgestaltung von Christoph Görke. Architekten, Künstler und Kulturschaffende sollten miteinander ins Gespräch kommen und als Impuls eigene Positionen vorstellen, die im Anschluss diskutiert wurden.

Christian Heuschel hat Kunst und Architektur studiert und machte den Anfang. Er führt das Büro „Ortner&Ortner Baukunst Köln“ und plädiert für die Wiedereinführung des überholten Titels „Kunst am Bau“. Künstler könnten Vermittler zwischen dem Bauwerk und dem Bürger sein.

Danach folgten die beiden jungen Mainzer Künstlerinnen Sabrina Geckeis und Judith Walz, denen der soziale Kontext eines Gebäudes besonders wichtig ist. So verfolgen sie in ihren Kunstprojekten den partizipatorischen Ansatz, um die Identifikation der Nutzer zu fördern.

Das Architektenpaar Prof. Kerstin Molter und Marc Linnemann aus Kaiserslautern zeigten nach einem historischen Abriss auf, dass die Förderung von Kunst im Öffentlichen seit der Weimarer Republik bereits existiert. Als aktuelles Positivbeispiel nannten sie das Hunziker-Areal, eine Genossenschaftssiedlung, in der die Stadt Zürich ein halbes Prozent der Bausumme für "Kunst und Bau" investiert und einen Beitrag zum Leben im Quartier ist.

Erwin Wortelkamp, Künstler aus Hasselbach, sieht die Qualität zeitgenössischer Architektur kritisch. Mit der Bemerkung „wie schaffen wir es, wieder einen Eingang zu finden“ provozierte er eine kontroverse Diskussion über die Fähigkeiten der Architekten und Künstler.

Die Münchner Kunsthistorikerin Dr. Claudia Büttner sieht in der Auftragskunst ein Mittel, um Kunst in den öffentlichen Raum zu bringen. Architekten und Künstler sollten eine Einheit bilden, Architekten beim Planen in den Dialog mit den Künstlern treten.

„Architektur war einst die Mutter der Künste“ warf Gerold Reker, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, ein. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sei ein Bruch zwischen Architekten und Künstlern entstanden. Wenn Kunst am Bau reine Applikation sei, sehe er das kritisch und bedauere, dass die Architekten meistens keinen Einfluss auf die Kunst haben. Schnittstellen sollten nach vorn verlegt, Verfahren synchronisiert werden.

Die anschließende Gesprächsrunde, bei der das Publikum mit einbezogen war, zeigte, dass Gesprächsbedarf zwischen Architekten und Künstlern besteht. Einig waren sich alle: Kunst im öffentlichen Raum, in öffentlichen Gebäuden ist unverzichtbar. Bei der Vermittlung zwischen „Kunst und Architektur“ und den Bürgern und Nutzern „ist noch Luft nach oben“.

Termin

Dienstag, 06. Dezember 2016

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