| Ausstellung | Bauen mit Papier!

Was Papier alles kann

Bereits heute wird Papier als effizienter Baustoff genutzt, zum Beispiel beim Innenausbau mit Gipsfaserplatten oder Laminaten sowie beim Hochbau. An Ideen, wie Papier in der Architektur eingesetzt werden kann, fehlt es also nicht. Aber wie so oft liegt die Tücke im Detail. So forschte das Team der TU Darmstadt beispielsweise nach Lösungen, wie der Werkstoff vor Feuchtigkeit oder zu hoher Hitze geschützt werden kann und prüfte ihn auf seine Stabilität. Neben den baulichen Eigenschaften und seinen Verarbeitungstechniken, zeigte die Ausstellung „Bauen mit Papier“ auch experimentelle Methoden des Fügens, des Verformens und des Ausrüstens. Die Exponate wurden in einem eigens für die Ausstellung gefertigten überdimensionalen Regal aus Papierrollen präsentiert und veranschaulichten die Forschungsergebnisse anhand zahlreicher Modelle und Objekte. Der Fokus lag dabei auf den sogenannten fliegenden Bauten – wie Messebauten, Übergangsbauten für Schulen oder Notunterkünften. Diese werden meist schnell gebraucht, nur für einen begrenzten Zeitraum genutzt und an sie werden baurechtlich deutlich geringere technische Anforderungen gestellt werden.

Den Werkstoff Papier ganzheitlich für die Bauwirtschaft zu erschließen, ist eine spannende Aufgabe. Die Vorteile liegen auf der Hand: Papier ist ein kostengünstiger Baustoff aus einem nachwachsenden Rohstoff, er weist gute Eigenschaften in puncto Festigkeit auf – und ist recycelbar. Die Herausforderungen, die so ein Forschungsprojekt dennoch mit sich bringt, beschrieb Prof. Ariel Auslender vom Fachbereich Architektur der TU Darmstadt im Rahmen der Ausstellungseröffnung am 22. Juni 2023 nach der Begrüßung durch Herbert Hofer, Vorstandsmitglied der Architektenkammer Rheinland-Pfalz.

Der Bildhauer und Maler, tätig im Fachgebiet Plastisches Gestalten, nährte die Fantasie von Architektinnen und Gestaltern. In wunderbareren Bilder erläuterte er dem Publikum die Sinnhaftigkeit, sich dem Kern einer Sache zu widmen, er sprach über das Fokussieren und darüber, was es bedeute, mit vollem Einsatz an einem Thema, wie dem Bauen mit Papier, zu arbeiten und die Erkenntnisse ans Licht zu bringen. Man werde die Probleme der Welt damit nicht lösen, aber es sei ein Beitrag, so Auslender. Es sei ein Fluch der Trägheit zu glauben, dass die Welt so bleibe wie sie ist. Ein stetiger Wandel gehe mit einer notwendigen Anpassung einher, schloss der Leiter des Forschungsprojektes.

„Das Haus, wie wir es kennen, existiert nicht mehr.“ Ariel Auslender

Prof. Angèle Tersluisen von der RPTU Kaiserslautern-Landau hielt einen Vortrag über Low Architecture und Zirkuläres Bauen. Sie sprach über die Zusammensetzung der CO2-Emissionen für Gebäude in der Bauwirtschaft, die sie im Groben als eine Zusammensetzung aus den Emissionen der Produktion von Baumaterial, der Errichtung des Bauwerks, dem Akt des Ersetzens von Bauteilen und schließlich deren Entsorgung beschrieb und darüber, dass es die große Aufgabe der nächsten Jahrzehnte sei, die Baukultur und den Klimaschutz zusammenzubringen.

Reduktion kann ein Gewinn sein, Material inspiriert und die Möglichkeiten sind da – gäbe es da nur nicht Standards und Regularien, die stellenweise aufzubrechen wären. Aber was noch nicht ist, wird sicher noch werden. Frei nach dem Motto: Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.

 

Einladung (PDF)

Termin

Donnerstag, 22. Juni 2023 | 18.30 Uhr

Zentrum Baukultur im Brückenturm | Rheinstraße 55 | 55116 Mainz

Veranstalter:

Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz

Kooperationspartner:

Technische Universität Darmstadt

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