| "Keiner kann den demografischen Wandel aufhalten"

Perspektiven im Umgang mit den Themen Wohnen, Versorgung und Erreichbarkeit in vom demografischen Wandel stark betroffenen Regionen

Wie sehen die Perspektiven im Umgang mit den Themen Wohnen, Versorgung und Erreichbarkeit in vom demografischen Wandel stark betroffenen Regionen aus? Das Ministerium der Finanzen und die Architektenkammer Rheinland-Pfalz haben die erste Demografiewoche in Rheinland-Pfalz genutzt, um im Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz konkrete Optionen für Rheinland-Pfalz zu diskutieren.

Keiner könne den demografischen Wandel aufhalten, stellte Finanz- und Bauminister Dr. Carsten Kühl klar und fuhr fort: "Es ist wichtig, dass wir gemeinsam – Land, Kommunen und Bürger – an einem Strang ziehen, um den Aufgaben des demografischen Wandels zu begegnen. In Rheinland-Pfalz sollen alle Generationen auch in Zukunft gut miteinander leben können. Mit dem neuen Landeswohnraumgesetz haben wir dafür ein Werkzeug entwickelt."

Dass es gerade in den Regionen, in denen es scheinbar mehr als genug Wohnraum gibt, Anstöße für eine qualitative Verbesserung braucht, machte der Vizepräsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, Ernst Eichler, deutlich: Zeitgemäßer, energieeffizienter und barrierefreier Wohnraum fehl, wo Leerstände und niedrige Immobilienpreise Investitionen verhinderten. "Diese Abwärtsspirale müssen wir stoppen. Dazu brauchen wir Experimente", forderte Ernst Eichler.

Verbandsbürgermeister Georg Dräger stellte ein Modell der Gemeinde Rhaunen vor, mit dem dauerhaft Gewinne aus regenerativen Energien für die Mobilität der Gemeinde genutzt werden sollen.

Die Journalistin Dorette Deutsch, der Architekt Eckhard Feddersen und Dr. Stefan Krämer trugen zu Beginn der Gesprächsrunde in ihren Impulsreferaten Gedanken zu einem offensiven Umgang mit der Situation bei. Dorette Deutsch, die in München und Italien lebt und arbeitet, brachte das Beispiel eines italienischen Dorfes mit. Vom völligen Aussterben bedroht, hat sich Tiedoli zum Alterssitz vieler ehemals abgewanderter Bewohner entwickelt. Mit den Alten kamen Arbeitsplätze für die Jungen. Inzwischen blüht eine neue, alte Dorfgemeinschaft. Dorette Deutschs Kernthese: Die Alten wollen nichts Anderes als die Jungen. Sonderlösungen stigmatisieren sie und führten in die Sackgasse.

Eine Auffassung, die der Berliner Architekt Eckhard Feddersen leidenschaftlich bestätigte. Feddersen plädierte einmal mehr für die Prinzipien einer Gestaltung, die für Menschen jeden Alters selbstverständlich nutzbar ist. Sein "universal design" lässt Lösungen nur dann gelten, wenn sie von vorn herein keine Barrieren aufbauen. "Wer nach meinem Vortrag noch rote Kunststoffgriffe in ein deckenhoch weiß gekacheltes Bad schraubt, sollte darin wohnen müssen", lautete seine Abfuhr an eine Krankenhausatmosphäre, die noch immer für barrierefreies und altengerechtes Wohnen gelten muss.

In der von Kristina Oldenburg moderierten Diskussionsrunde nahm Dr. Stefan Krämer Bezug auf Forschungsprojekte der Wüstenrot Stiftung die parallel im Zentrum Baukultur gezeigt wurden. Die Ausstellungen "Land und Leute" und "Bildung, Kunst und Kultur in kleinen Gemeinden" machten deutlich, wie unmittelbar Erfolg und Misserfolg bei der Stärkung kleiner Gemeinden von den Menschen selbst und vom kulturellen Leben als Kristallisationspunkt der Gemeinschaft abhängen.

Termin

Dienstag, 29. Oktober 2013

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