| Ausstellung | Geschichten Raum geben

Gerd Friedrich | 50 Jahre Bühnen- und Kostümbild

Die Ausstellung „Geschichten Raum geben“, anlässlich des 50-jährigen Schaffensjubiläum von Bühnenbildner Gerd Friedrich, bot einen beindruckenden Rahmen für das September-Programm im Zentrum Baukultur. Die Ausstellung gewährte Einblicke hinter die Kulissen, sie zeigte Skizzen, Kostüme und fertige Bühnenbilder. Gezeigt wurde eine Retrospektive zum 50-jährigen Schaffen des in Rheinland-Pfalz lebenden Bühnen- und Kostümbildners Gerd Friedrich. Drei überdimensionierte Bücher luden ein, sich der Arbeits- und Denkweise des Künstlers sinnlich anzunähern. Eine Rauminstallation eigens für die Ausstellung geschaffen. Auch  Aufführungsfotografien und Plakate vermittelten einen eindrucksvollen Überblick über Friedrichs künstlerisches Werk der über 300 von ihm entworfenen Theaterausstattungen. An mehr als 50 Spielstätten begeisterten seine ideenreichen Bilder das Publikum der großen Häuser ebenso wie die Zuschauer der experimentellen Bühne.
»GESCHICHTEN RAUM GEBEN« bot einen Rundgang nicht nur durch Gerd Friedrichs vielfältiges Gesamtwerk, es erzählt zugleich ein Stück deutscher Theatergeschichte der letzten Jahrzehnte.

Zur Eröffnung am 9. September 2021, honorierte Doris Ahnen das Lebenswerk des Künstlers vor knapp 100 Besuchern vor dem Brückenturm. Am 23. September 2021 stand die Übersetzung skandinavischer Literatur in Bühnenarchitektur auf deutschen Bühnen im Mittelpunkt. Staatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck begrüßte hierzu am Gesprächsabend den freien Regisseur Alexander May, Reinhard Hinzpeter, Regisseur und Leiter des Freien Schauspiel Ensembles Frankfurt, sowie Kulturjournalistin Shirin Sojitrawalla. Bis zum fertigen Bühnenbild ist es ein langer Weg. „Es gibt Regisseure, die denken, wenn Sie eine Idee haben, hätten sie ein Bühnenbild. Doch ein Bühnenbild ist ein Kunstwerk und keine Idee!“ erklärt Hinzpeter wertschätzend. Er betont die wichtige und zielführende Zusammenarbeit zwischen Regisseur und Bühnenbildner. Nur gemeinsam kann eine Geschichte auf der Bühne überzeugend erzählt werden.

 „Der öffentliche Raum erzählt sein Stück selbst, man muss es nur sehen wollen“ (Oliver Langbein, osa – office for subversive architecture)

Die Handlung eines Theaterstücks bestimmt die Nutzung im Raum, wie aber funktioniert die Raumplanung in der Öffentlichkeit, so ganz ohne Plot? Statt eines städtebaulichen Plans wirft Oliver Langbein, Mitbegründer des office for subversive architecture (osa), einen Blick auf die Geschichten, die in der Stadt erzählt werden und ließ das Publikum am 30. September 2021 beim Themenabend „Szenografie – auf der Bühne und im Stadtraum“ daran teilhaben. Die alltäglichen Veränderungen im Stadtraum bieten ein riesiges Potential. „Es ist möglich die Geschichte zu entdecken, wenn man möchte. Und wenn es keine gibt, dann gelingt es einem wenigstens manchmal eine Bühne zu bauen.“ Der Stadtraum selbst bildet also die inhaltliche Grundlage zur Gestaltung von Projekten. Einige Geschichten der Öffentlichkeit sind kurzfristig zu erzählen, manche bleiben dauerhaft – man arbeitet mit dem was da ist. Im Gegensatz zum Bühnenbild, welches durch den Inhalt der Literatur geprägt wird und in den meisten Fällen eher kurzlebig ist.

Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten, so ist beispielsweise im szenografischen Bau – auf der Bühne wie im öffentlichen Raum – oft mehr möglich, als in der Architektur mit ihren DIN-Normen. „Dennoch“, so Thomas Dörfler, Bühnenbildner am Pfalztheater in Kaiserslautern, „braucht es auch für die Ausstattung eines Theaterstücks oft ein großes Verhandlungsgeschick, um Richtlinien und Regularien angemessen in den gestalterischen Prozess einfließen zu lassen.“ Die Architektur partiell mal nicht so ernst zu nehmen? Von dieser Möglichkeit macht jeder auf seine Weise Gebrauch. Gerd Friedrich steuert seinen Teil – im Rahmen eines „Kunst am Bau“-Projekts – nun auch im öffentlichen Raum bei und ist froh, sich diese Freiheit nach 50 Jahren Bühnenarchitektur endlich nehmen zu können.

Schön zu sehen, dass die Gestaltung von Architektur, Bühnenbild und Stadtraum zwar von sehr unterschiedlichen Bedürfnisse geprägt wird, aber dennoch einige Schnittmengen haben. Fantasie und Tatkraft sind jedenfalls in allen drei Bereichen gefragt!

 

 

Termin

Donnerstag, 09. September 2021

Zentrum Baukultur im Brückenturm | Rheinstraße 55 | 55116 Mainz

Veranstalter:

Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz

Kooperationspartner:

Förderer der Ausstellung

Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz | Stiftung Baukultur  Rheinland-Pfalz | Ministerium der Finanzen Rheinland-Pfalz | Kultursommer Rheinland-Pfalz | Kulturfonds Peter E. Eckes | SparkassenVersicherung | VR Bank Alzey-Land-Schwabenheim eG

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