Ausstellungseröffnung | "Holz, das Material der Zukunft"

Das ZB präsentiert die Ausstellung "Holz.Bau.Architektur" zum Deutschen Holzbaupreis 2017

Mainz. Demografischer Wandel, Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Energiewende – das sind die großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Gerade dem energieintensiven Bausektor kommt hierbei eine entscheidende Rolle zu. Denn vor allem in der städtischen Nachverdichtung sind nachhaltige, klima- und ressourcenschonende Bauweisen gefragt. Dabei tritt ein Baustoff zunehmend in den Fokus: Holz. Wie vielseitig der nachwachsende Rohstoff eingesetzt werden kann, zeigt die Ausstellung "Holz.Bau.Architektur", die am 19. April im Zentrum Baukultur eröffnet wurde. Moderne Schulgebäude, innovative Büroräume und ideenreiche Baukonzepte – bis zum 4. Mai 2018 sind die 16 Preisträger des Deutschen Holzbaupreises sowie des Hochschulpreises Holzbau 2017 sehen, über 200 Projekte waren zur Prämierung eingereicht worden.

In seiner Begrüßung betonte Thomas Dang, Vorstandsmitglied der Architektenkammer Rheinland-Pfalz: "Das Bauen mit Holz ist aktiver Klima- und Ressourcenschutz. Ich freue mich daher ganz besonders, die Ausstellung 'Holz.Bau.Architektur' hier bei uns im Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz zu eröffnen. Die präsentierten Bauten und Projekte verdeutlichen eindrucksvoll das Potenzial und die universelle Einsetzbarkeit des Holzbaus. Als Spiegel des aktuellen Baugeschehens demonstrieren sie technische und baugesetzliche Veränderungen sowie wandelnde Ansprüche an Architektur und Städtebau."

Anschließend erläuterte Sabine Djahanschah von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Osnabrück den Wettbewerb aus Auslobersicht und stellte die Preisträger kurz vor. Die prämierte "aktivhaus Serie 700" beispielsweise liefere auf eines der drängendsten gegenwärtigen Probleme, die Wohnungsnot, eine gelungene architektonische Antwort: Dank ihrer flexiblen, modularen Aktivhäuser ließen sich kurzfristig Lösungen etwa zur Unterbringung von Flüchtlingen realisieren – und das wirtschaftlich, nachhaltig, mit hoher Gestaltungsqualität und positiver Energiebilanz, so Djahanschah. Auch eine spätere Umnutzung sei möglich. "Ein Herzensthema war uns die Schularchitektur, auch angesichts des Sanierungsstaus an deutschen Schulen. Ganztagsschule und moderne pädagogische Konzepte stellen zudem neue Ansprüche an Schulbauten: Die Schule avanciert vom Ort des Lehrens zum Ort des Lernens. Der Raum soll dabei als dritter Pädagoge fungieren", erläuterte die Architektin, die als Mitglied in der Auswahljury für den Holzbaupreis fungiert hatte. Vorbildcharakter attestierte sie dem Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf (Bayern), das in der Kategorie "Neubau" ausgezeichnet worden war. Der kompakte Bau ist aus Holz gefertigt und verfügt über einen "Passiv Plus"-Standard. Im Sinne einer Phase null hatten Lehrkräfte, Elternvertreter und Schüler im Vorfeld ein Raumkonzept entwickelt, das als Grundlage des weiteren Planungsprozesses gedient hatte: Um die zentrale Aula mit angrenzender Bibliothek und Mensa gruppieren sich clusterartig die Klassen- bzw. Fachräume. Für fünf Klassen stehen jeweils vier Klassenräume und ein sogenannter Marktplatz zur Verfügung. Damit sei zum einen die Forderung nach differenzierten Lernsituationen erfüllt worden, zum anderen sei aber auch versucht worden, das vorgegebene Raumprogramm und die Baukosten nicht zu überschreiten. "Holz ist in den vergangenen Jahren verstärkt in den urbanen Kontext gerückt. Dennoch haftet Holz das Vorurteil an, immer teurer zu sein, als andere Baustoffe", so Djahanschah. "Schaut man sich jedoch die Lebenszykluskosten an, relativiert sich das. Vor allem bei der Wärmedämmung wird erheblich gespart."

Auf die besonderen Eigenschaften und Vorteile des Baustoffs Holz ging Dr. Gerd Loskant, Landesforsten Rheinland-Pfalz, ein, und demonstrierte dies unmittelbar an seiner Fliege, die aus besagtem Material gefertigt war. In seinem lebhaften Impulsvortrag "Multitalent Holz: natürlich, vielseitig, modern" zitierte er einleitend Theodor Heuss: "Holz ist ein einsilbiges Wort, aber dahinter verbirgt sich eine Welt der Märchen und Wunder." Obwohl das Bauen mit Holz einige Probleme mit sich bringe – Holz brennt gut, schallt, arbeitet, verwittert und kann faulen, würden doch deutlich die Vorteile überwiegen: "Holz ist wesentlich leichter als andere Baustoffe und eignet sich besonders gut für Aufstockungen. Holz ist schlank. Schlanke Wände und Decken bedeuten mehr Wohnraum. Die hohe Vorfertigung erlaubt zudem extrem kurze Bauzeiten. Ferner ist Holz sehr vielseitig und damit besonders geeignet, Lücken im urbanen Bereich schnell zu schließen. Und nicht zuletzt: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff“, so Loskant. Er führte weiter aus: "In Deutschland werden immer noch mehr Bäume angepflanzt als abgeholzt. Außerdem haben wir riesige Holzreserven. Das ergibt eine gute CO²-Bilanz." Im Gegensatz zu Baustoffen wie Beton, Stahl und Alu, könne Holz problemlos "entsorgt" werden, wie Staatssekretär Dr. Thomas Griese, der unter den Gästen der Ausstellungseröffnung weilte, ergänzte: "Um den Holzbau weiter voranzubringen, haben wir in Rheinland-Pfalz die Landesbauordnung geändert. Nun sind auch Holzbauten mit bis zu fünf Geschossen zugelassen." Warum der Holzbau weiterhin hinter dem Beton- und Stahlbau steht, diese Frage konnte Experte Loskant nicht beantworten, aber er betonte: „Wir befinden uns auf einem guten Weg. In Deutschland besitzen schon 17 Prozent aller Ein- und Zwei-Familien-Häuser eine Holzkonstruktion, Rheinland-Pfalz liegt mit 22 Prozent sogar über dem Bundesdurchschnitt.“ Vor allem Kitas und Schulen seien in den vergangenen Jahren auf den Trend Holzbau aufgesprungen. "Holz ist einfach sympathisch. Holz ist das Material der Zukunft", brachte es Loskant auf den Punkt.

Zum Abschluss präsentierte Nicole Kerstin Berganski vom Architekturbüro NKBAK Architekten aus Frankfurt am Main die Erweiterung der Europäischen Schule in Frankfurt in Holzmodulbauweise, die mit einer Anerkennung ausgezeichnet worden war. Dank eines hohen Vorfertigungsgrades gelang es den Architekten, innerhalb von 16 Monaten 17 attraktive, temporär zu nutzende Unterrichtsräume für 400 Schüler der Vorschule und Jahrgangsstufen eins bis drei zu realisieren. Eine raumhohe Verglasung gibt den Blick in die Landschaft frei; Treppenhäuser in den Farben Pink, Gelb und Grün unterstützen die Orientierung der Schüler. „Die Schule wird sehr gut angenommen.“, so die Architektin. Aufgrund steigender Schülerzahlen sei eine langfristige Nutzung wahrscheinlich. Und falls nicht: "So schnell wie die einzelnen Module per LKW angeliefert wurden, so schnell können sie auch wieder abgebaut werden", betonte Berganski.

Trotz unterschiedlicher Ansätze, in einem Punkt waren sich die Referenten einig: Holz ist "in", auch wenn es den Durchbruch noch nicht geschafft habe. "Mehr Holzbauten, bitte!", lautete denn auch die einhellige Forderung.

Hintergrund
Der renommierte Deutsche Holzbaupreis wird alle zwei Jahre von Holzbau Deutschland ausgelobt. In 2017 wurden unter den über 200 eingereichten Arbeiten vier Preise sowie sieben Anerkennungen vergeben. Außerdem wurden fünf studentische Arbeiten und Entwürfe (drei Preise, zwei Anerkennungen) mit dem Hochschulpreis Holzbau ausgezeichnet.
Die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Osnabrück fachlich und finanziell geförderte (Wander-)Ausstellung "Holz.Bau.Architektur" zeigt die prämierten Bauten in den Kategorien "Neubau", "Bauen im Bestand" und "Komponenten / Konzepte". In der Kategorie "Komponenten / Konzepte" gibt sie darüber hinaus einen Ausblick auf Bauprodukte, Bausysteme sowie innovative Planungs- und Baukonzepte, die zukunftsfähige Lösungen im Bauwesen ermöglichen.

Termin

Donnerstag, 19. April 2018

Zentrum Baukultur im Brückenturm | Rheinstraße 55 | 55116 Mainz

Veranstalter:

Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz

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