| Baufortschritt im Mainzer Zollhafen

Stadtspaziergang durchs neue Stadtquartier am Wasser

Stadtspaziergang

Das Stadtquartier Zollhafen in der Mainzer Neustadt wächst mit hohem Tempo. Die ersten Neubauten rund um das 80.000 Quadratmeter große Hafenbecken sind fertig. Zahlreiche Projekt sind im Bau und bis Ende 2025 soll am ehemals industriell genutzten Hafen ein außergewöhnliches, vielseitiges Stadtquartier zum Wohnen, Arbeiten, Erholen und Genießen entstehen. Am 24. August bot das Zentrum Baukultur einen aktuellen Ausblick auf den Baufortschritt und ludt ein zur Führung in Rheinkai500 und zum Stadtspaziergang durch den ehemaligen Zollhafen mit Dirk Klemme, Geschäftsführer Kairos, Günther Ingenthron, Leiter des Stadtplanungsamtes der Stadt Mainz, Peter Zantopp-Goldmann, Zollhafen Mainz GmbH & Co. KG.

Die Gruppe von gut 30 Fußgängern weicht den Fahrradklingeln nur zögerlich. Sie konzentriert sich viel lieber auf Günther Ingenthron. Der Leiter des Stadtplanungsamtes schließt mitten auf der wenige Tage zuvor eingeweihten Brücke seine Führung durch das Zollhafenareal ab.

Zum Gang durch das Zollhafenareal als Vorprogramm zur Ausstellungseröffnung des Deutschen Städtebaupreises hatte das Zentrum Baukultur für den 24. August eingeladen: Mainzer Stadtentwicklung plein air sozusagen. Den Auftakt bildete eines der ersten bezogenen Wohngebäude, das "Rheinkai 500" ganz im Süden bei Rheinkilometer 500 - der Kilometerstein steht am gegenüberliegenden Ufer quasi vis-à-vis. Hier wie bei den meisten der neuen Zollhafengebäuden geht es um hochwertiges Wohnen: Eigentumswohnungen, eine Anwaltskanzlei und eine Dependance des Architekturbüros Klemme sind untergebracht. Allseitig gliedern Balkons die dunkle Klinkerfassade, den Zugang zum Rhein gibt ein zwei Geschosse hoher Durchgang frei. Eine große Freitreppe führt zur Uferpromenade, die sich künftig nach dieser Engstelle zu einer großzügigen öffentlichen Freifläche weiten soll. Bezahlbares Wohnen ist westlich am Übergang zur Mainzer Neustadt vorgesehen.

Im nahen Weinlager, einer der wenigen alten Hafenanlagen, die in die Transformation zum Wohnen am Wasser eingebunden wurden, erfährt die Gruppe von Peter Zantopp-Goldmann von der Zollhafen Mainz GmbH und Günther Ingenthron, wie die städtebauliche Entwicklung seit der Jahrtausendwende im Zollhafen vorangetrieben wurde: Nach einem grundlegenden städtebaulichen Wettbewerb und der langwierigen Klärung der Lärmschutzfrage zwischen 2007 und 2015 gab es für die einzelnen Baufelder jeweils wettbewerbliche Verfahren. Seither geht alles rasend schnell.


Ausstellungseröffnung

Langsamkeit war dagegen Leitmotiv der mit dem Deutschen Städtebaupreis ausgezeichneten Wohnanlage wagnisART in München. Die Anlage ist Teil der Ausstellung, die im Anschluss an den Mainzer Stadtrundgang im Zentrum Baukultur eröffnet wurde. Rut-Maria Gollan aus dem Vorstand der Wohnbaugenossenschaft und Architekt Julius Klaffke von bogevischs buero architekten & stadtplaner GmbH berichteten hier kurzweilig und humorvoll, wie gemeinschaftliches Bauen sich organisiert, wie Planungsprozesse voranschreiten und stocken, wie sie organisiert und strukturiert werden, damit der gemeinschaftliche Ansatz sich auch nach dem Einzug weiterentwickeln kann. Und obwohl sie weder Höhen noch Tiefen verschwiegen, wurden der Reiz und die Vorteile dieser Art des Bauens und Wohnens deutlich. Mancher im Publikum fragte sich, warum bisher nur wenige Menschen diesen Weg gehen. Immerhin handeln Städte wie München inzwischen vorbildlich, in dem bei neuen Grundstücken feste Quoten für gemeinschaftliche Wohnformen reservieren.
Bei wagnisART hatte man sich jedenfalls gleich zu Anfang des Planungsprozesses in das Motiv des Laubengangs verliebt. Mit der Entscheidung für eine aufgelockerte, unregelmäßige Gebäudeform um einen zentralen Hof herum wurden öffentlichen und halböffentlichen Flächen definiert. Die so entstandene Freiraumqualität war vielen wichtig. Trotzdem stand immer wieder die Frage "geht das auch mit Laubengang?" im Raum. Nein, es ging nicht. Die Lösung waren luftige Brücken im dritten und vierten Obergeschoss. Zuviel Verkehrsfläche? Nein, sondern Gemeinschaftsraum und vielgenutzter Mehrwert einer ungewöhnlichen planerischen Lösung.

 

Termin

Donnerstag, 24. August 2017

Veranstalter:

Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz

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