| Kommunikation im Raum

Präsentation und Pop-Up-Ausstellung Masterthesen Fachbereich Gestaltung der Hochschule Mainz

"Kommunikation im Raum". Der Titel des Studiengangs für Gestaltung an der Hochschule Mainz war bei der Eröffnung der gleichnamigen Pop-Up-Ausstellung am 18. Januar im Zentrum Baukultur Programm: Die übliche Bestuhlung war vier spannenden Ausstellungsprojekten gewichen, die sich mit der übergeordneten Frage auseinandersetzten "Wie agieren wir in Zukunft mit und in Räumen?" und diese ganz unterschiedlich interpretierten.

In ihrer Begrüßung betonte Eva Holdenried, Innenarchitektin und Vorstandsmitglied der Architektenkammer Rheinland-Pfalz: "Nach der guten Kooperation im Vorjahr freue ich mich, dass die Masterarbeiten wieder bei uns im Zentrum Baukultur vorgestellt werden." Zugleich ermutigte sie die anwesenden Studierenden nach dem Abschluss frühzeitig der Kammer beizutreten: "Die Architektenschaft genießt das Privileg, sich selbst zu verwalten. Die Kammer setzt sich gezielt für die berufspolitischen Belange ihrer Mitglieder ein."

Im Anschluss führte der Leiter der Fachrichtung Innenarchitektur der Hochschule Mainz Prof. Andreas Kaiser in die Ausstellung ein. "Die Arbeiten gehen weit über das, was man im herkömmlichen Sinne unter `Innenarchitektur´ versteht hinaus. Sie beschäftigen sich mit der Frage, wie wir in Zukunft leben wollen und können – Stichwort Ressourcen. Dabei ist es den Absolventen gelungen, ein Thema ihrer Wahl, das nah am eigenen Lebensumfeld dran ist, in einem Prozess des Erlebens zu durchdringen", lobte Prof. Kaiser die Vielfalt und Qualität der Arbeiten. Auch rechnete er den Absolventen gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt aus. "Der Markt boomt, ihre Zukunftsaussichten sind gut. Wir gehören zu den Besten im Land – das muss gefeiert werden", zeigte sich der Leiter der Fachrichtung Innenarchitektur in Feierstimmung.

Höhepunkt des Abends waren die Kurzpräsentationen der vier Masterarbeiten. Erstmals stellten die Absolventen ihre innovativen Entwürfe selbst vor. Den Anfang machte Nadine Althaus, die ein soziologisches Thema gewählt hatte: In ihrer Masterthesis betrachtete sie Leerstände als Chance für generationenübergreifende Initiativen. Am Beispiel des Gartenfeldplatzes in der Mainzer Neustadt entwickelte sie ein Konzept für eine Kindertagesstätte mit angegliedertem Altenheim.

Weiter ging es mit dem Thema Mobilität: Aike Hinrichs Sharing-Konzept "RIDE OF DISIRE" sieht vor, dass wir uns künftig in autonomen Fahrzeugen fortbewegen und uns während der Fahrt anderen Dingen wie Essen und Trinken, aber auch Relaxen oder Sightseeing widmen können.

Sich eine Auszeit gönnen und einfach mal von der Strömung treiben lassen? Genau dieses Gefühl will die Arbeit "Saimaa", nach einem Seegebiet in Finnland benannt, von Kilian Weidig ermöglichen. Sie verlagert das Zelten auf ein Floß und bietet somit ein unvergleichliches wassernahes Naturerlebnis.

In der Innenarchitektur geht es immer auch um Materialität. Doch welche Baustoffe sind nachhaltig? Aufschluss hierüber gibt die nachhaltige Materialbibliothek "alma mater" von Daniel Rattay.
Im Anschluss an die Vorträge bestand die Gelegenheit mit den Absolventen und Dozenten der Hochschule Mainz ins Gespräch zu kommen – eben zu „Kommunikation im Raum“.

Leerstände als Chance für eine generationenübergreifende Initiative | Nadine Althaus
Ist es möglich den Leerstand am Gartenfeldplatz in Mainz zu nutzen um sozialen Raum für Kinder und Senioren zu schaffen der die Kommunikation und Gemeinschaft fördert? Seit 2012 steigt die Geburtenrate stetig an. Auch in Mainz werden jedes Jahr 4000 kleine Mainzer geboren. Diese haben seit dem 1. August 2013 ab dem ersten Geburtstag Anspruch auf einen Betreuungsplatz in einer Kita. Derzeit fehlen jedoch über 2000 Kitaplätze in Mainz. Bis 2019 sollen zwar 1127 neue Plätze geschaffen werden, dennoch fehlen dann weiterhin 873 Plätze. Die Neustadt ist bei vielen Familien sehr beliebt, gerade der Spielplatz am Gartenfeldplatz zeigt dies deutlich. Dort befinden sich jedoch auch zwei der markantesten Leerstände von Mainz. Diese Gebäude sollen genutzt werden, um eine intergenerative Pädagogik anzubieten. Da viele Betreuer fehlen, sollen fitte Senioren in die Kinderbetreuung einbezogen werden. Ziel ist es, eine spannende Symbiose zwischen beiden Häusern zu schaffen, die für Kinder als auch für Erwachsene spannende Raumwelten bietet.

RIDE OF DESIRE | Aike Hinrichs
RIDE OF DESIRE stellt ein Sharing Konzept zur Mobilität in urbanen Räumen dar. Hierzu wird der Prozess von der Buchung, über die Bereitstellung, bis hin zur Ankunft eines autonom fahrenden Vehikels bei dem Nutzer aufgezeigt. Der gestalterische Fokus liegt auf der Konzeption von Innenräumen eines autonomen Fahrzeuges, welche je nach situativem Bedürfnis des Nutzers eine entsprechende Funktion erfüllen. Anspruch hierbei ist es, Innenräume zu gestalten, die dem Studiengang "Kommunikation im Raum" durch eine Gestaltung gerecht werden, die durch Materialität, Farbigkeit und Raumgeometrien besondere Atmosphären schaffen.

Wassernahes Naturerleben | Kilian Weidig
Der Mensch empfindet die Nähe zum Wasser als Orte der Ruhe und Erholung, an denen er sich gerne aufhält. Es gibt diverse wissenschaftliche und psychologische Untersuchungen, die sich mit diesem Thema beschäftigen und Erklärungsversuche bieten. Fakt aber ist, dass der Mensch immer wieder die Nähe zum Wasser sucht. Nur allzu oft wird dabei jedoch ein unsensibler Umgang mit der Natur an den Tag gelegt, obwohl auch die Natur selbst als ein Ort der Erholung geschätzt wird.
Ziel ist ein temporäres Wohnkonzept (Tourismus), das ein Erlebnis schafft, welches sowohl das Bedürfnis nach Wassernähe, als auch nach unberührter Natur befriedigt. Um dieses Erlebnis so intensiv und pur wie möglich zu gestalten, wurde als Standort die Wasseroberfläche eines Sees gewählt. Das besondere Augenmerk bei der Gestaltung liegt in einer sorgfältigen Auswahl von Form, Material und Funktion, der Frage nach der Beziehung zwischen Mensch, Umgebung und der Gestaltung sowie einer stenographischen Inszenierung von Anreise bis Abreise. Dabei soll das Erleben selbst im Mittelpunkt stehen; der Aspekt der Nachhaltigkeit und Ökologie ist wichtig, wird aber als Grundvoraussetzung behandelt.

Nachhaltige Materialbibliothek | Daniel Rattay
Es ist möglich durch Verwendung und Nutzung bewährter, neuester und zeitgemäßer Technik, sowie durch Architektur das Thema Nachhaltigkeit für Gestalter attraktiv, zugänglich, verfügbar, erlebbar und nachvollziehbar zu machen.
Zusammen mit dem ständigen Verwenden des Wortes "Nachhaltigkeit" geht einher, dass niemand genau weiß, was nachhaltig ist und auch niemand wirklich darüber nachdenkt bis zu welchem Grad Nachhaltigkeit gegeben sein muss, um wirklich auch umweltverträglich zu sein. Diesem Phänomen unserer Zeit soll ein Ort des Austausches und der Wissensvermehrung entgegengesetzt werden, der durch seine Gestaltung aufzeigt wo, wie und bis zu welchem Grad wahre Nachhaltigkeit in der materiellen Gestaltung möglich ist.

Termin

Freitag, 18. Januar 2019

Zentrum Baukultur im Brückenturm | Rheinstraße 55 | 55116 Mainz

Veranstalter:

Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz

Kooperationspartner:

HS Mainz

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