| Lebkuchen-Backbaumeister 2018 gekürt

Finissage mit Prämierung und Weihnachtsflair

Lebkuchen gehören zu Weihnachten, wie der Nikolaus oder das Christkind. Dass die süßen Honigkuchen nicht nur zum Naschen da sind, sondern sich auch bestens als Baumaterial eignen, stellten die Lebkuchen-Architekten und Zuckerbäcker beim 6. Lebkuchen-Bau-Wettbewerb des Zentrums Baukultur Rheinland-Pfalz wieder unter Beweis. Ein Hochhaus, ein Märchenmuseum und ein Schiff standen diesmal ganz oben in der Gunst der Experten-Jury und der Besucher. Auch die Lebkuchen-Windmühle der Mainzer Windmühlenschule schaffte es unter die Preisträger, die am 13. Dezember im Brückenturm Mainz prämiert wurden.

Das Motto des diesjährigen Wettbewerbs lautete "Sharing Heritage - Gelebtes Erbe". Was die Lebkuchen-Architekten da von der Bad Kreuznacher Saline über die Berliner Mauer bis hin zur Golden Gate Bridge bauten, sei viel zu schade zum Essen, hatte die Jury das hohe Niveau der eingereichten Projekte bei der Preisgerichtssitzung gelobt. Der erste Experten-Preis ging an Milena Aliza Brüggemann aus Kahl am Main für ihre märchenhafte Reise durch Europa - umgesetzt in ein Märchenmuseum. Den zweiten Preis der Jury sicherten sich die Vorjahressiegerinnen Anne-Christine Otto und Jenny Lingen aus Rüsselsheim mit ihrer Nachbildung des Londoner Wolkenkratzers "The Shard" im Maßstab 1: 315. Auch die Besucher der Prämierung am Abend waren angetan von der "auf die Spitze" getriebenen Back-Baukunst und wählten das Bauwerk aus Lebkuchen und viel Zuckerglas auf den ersten Platz.

"Unter europäischer Flagge" lautet der Titel der nach Jury-Votum drittplatzierten Arbeit von Tamara Gahn und Wiebke Lenz aus Schifferstadt. Die beiden Innenarchitektur-Studentinnen durften sich zudem über den zweiten Platz bei der Besucher-Wahl freuen und heimsten auch noch den Sonderpreis für das beste "Making of"-Video ein. Die eingereichten Videos hoben diesmal allesamt das Verbindende hervor: Neben der europäischen Idee ging es zweimal um Brücken im Wortsinn: Der Pont du Gard, eine antike Wasserleitung, die seit 66 n. Chr. mindestens 300 Jahre lang Nimes im Süden Frankreichs mit Frischwasser versorgte, und die Golden Gate Bridge, die bei ihrer Einweihung 1937 mit einer Spannweite von 1.280 Metern die längste Hängebrücke der Welt war. Beides technologische Meisterleistungen und weltbekannte Baudenkmäler, die zum Erbe der Menschheit zählen. Das Video der Stereoraum Architekten aus Wörrstadt im Stil von "Star Wars" suchte dann den Anschluss des Lebkuchenhauses ans 24. Jahrhundert. Ihnen gelang dies mit einem Marzipan-Haus aus dem 3D-Drucker. Einen Sonderpreis vergab die Jury an die Klasse 9b der Westpfalz-Schule in Weilerbach für ihre intensive Auseinandersetzung mit dem Thema "Gelebtes Erbe". Auf dem dritten Platz in der Zuschauergunst landete die Lebkuchen-Windmühle der Klasse 9 Va der Windmühlenschule in Mainz, die ihrem Back-Bauwerk den passenden Titel "Wenn der Wind des Wandels weht bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen" gegeben hatte.

Zur Eröffnung sprach Edda Kurz, Vizepräsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, die auch die Prämierung aller Lebkuchen-Architekten übernahm. Dr. Dagmar Hänel vom Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) hielt einen kurzweiligen Vortrag über die unterschiedlichen Lebkuchenvariationen und ihre Zutaten, die Geschichte des Lebkuchens sowie über den Siegeszug des Knusperhäuschens in die vorweihnachtliche Familientradition. Lebkuchen, in süd- und westdeutschen Regionen auch als Labekuchen, Leckkuchen oder Lebenskuchen bezeichnet, haben eine lange Tradition. "Bereits die Ägypter und Römer kannten mit Honig gesüßte Kuchen", so die Volkskundlerin und Kulturanthropologin. In Deutschland sei der "Pfefferkuchen" erstmals 1296 in Ulm erwähnt. Lange Zeit wurden die Honigkuchen in Klöstern gebacken. Das lange haltbare Gebäck galt als Heil- und Arzneimittel und durfte deshalb besonders in der Weihnachtszeit genossen werden. "Früher wurden die Wochen vor Weihnachten zur Besinnung genutzt und dabei spielte das Fasten eine wesentliche Rolle", so Dr. Händel. Erst im 16. Jahrhundert habe sich die Lebküchnerei zu einem richtigen Gewerbe entwickelt. Es seien Lebkuchen-Zentren, primär an bedeutenden Handelsknotenpunkten wie Nürnberg, Augsburg, Ulm und Köln entstanden, da für die Herstellung seltene Gewürze aus fernen Ländern benötigt worden seien, berichtete die Volkskundlerin weiter. Die Lebkuchen-Bäcker, Lebküchner oder Lebzelter präsentierten "Lebkuchen-Häuser" in ihren Auslagen und schon bald fanden diese Nachahmer in den heimischen Küchen. "Bis heute sind Lebkuchen, Magenbrot und Gebildebrote fester Bestandteil des Weihnachtsgebäcks - und damit Teil des europäischen Kulturerbes", betonte Dr. Händel abschließend.
Moderiert wurde die Preisverleihung von Annette Müller, Geschäftsführerin der Architektenkammer Rheinland-Pfalz.

Einreichungen

Brezelbude, Berliner Mauer, Wolkenkratzer und Märchenmuseum - zum 6. Lebkuchen-Bau-Wettbewerb wurden wieder zahlreiche kreative und phantasievolle Backbauten eingereicht von Schülern und Schülerinnen, Studierenden und Erwachsenenteams. Die Jury aus Vertretern der Architektenkammer, der Baukultur und Bäckermeister - echte Fachleute für Hausgebäck - bewerteten die Einreichungen nach Idee, Innovation, Materialwahl- und Einsatz, statischer Konstruktion und Bauweise. Ihr gehörten Bäckerinnungsmeister Olemutz, die Baukulturreferentin aus dem Finanzministerium Bianca Klein, die Journalistin Marianne Hoffmann, Folker Gratz von der ISB Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz und die Vizepräsidentin der Architektenkammer Edda Kurz an. Zudem gab es einen Publikumspreis und einen Sonderpreis für das beste "Making-of" Video.

Erster Jurypreis: "Eine märchenhafte Reise durch Europa - das Märchenmuseum" von Milena Aliza Brüggemann aus Kahl am Main

In Europa gibt es unzählige Märchen, die von verschiedenen Schriftstellern wie den Gebrüdern Grimm oder Hans Christian Andersen niedergeschrieben wurden. Das Lebkuchen-Bauwerk würdigt Märchen als kulturelles Erbe Europas und nimmt den Betrachter mit auf eine Reise durch eine Märchenausstellung: Vom Märchenwald geht es weiter zu Aschenputtel, dargestellt durch zentrale Motive wie der Schuh, die Tauben, die Linsen und die Uhr, die zwölf schlägt. Durch einen Durchgang gelangt man in die glitzernde Eiswelt der Schneekönigin. Nur ein paar Schritte weiter liegt das riesige Gewächs aus Jakob und die Bohnenranke, das bis in den Himmel ragt und so eine Verbindung zum zweiten Stockwerk der Ausstellung schafft: Hier erinnern Motive an Dornröschen, die kleine Meerjungfrau, Rumpelstilzchen und Die Schöne und das Tier.

Erster Publikumspreis: "Gebautes Erbe" von Anne-Christine Otto und Jenny Lingen aus Rüsselsheim

Das erfolgreiche Duo aus der Architektin Anne-Christine Otto und der Köchin Jenny Lingen konnte mit seiner Nachbildung des Londoner Wolkenkratzers "The Shard" im Maßstab 1: 315 bei Publikum und Experten punkten. Das Backwerk, nicht zuletzt aufgrund seiner Größe eine statische Meister-Back-Leistung, empfindet drei bautechnische Erfindungen nach, ohne die das höchste Hochhaus unseres Kulturraums nicht hätte errichtet werden können: den Stahl-/Eisenbeton, das Glasfenster und den Stahlträger.

Bestes "Making-of" Video: "Unter europäischer Flagge" von Tamara Gahn und Wiebke Lenz aus Schifferstadt

Das Lebkuchenschiff der beiden Innenarchitektur-Studentinnen segelt unter europäischer Flagge und demonstriert damit die Gemeinschaft und den Zusammenhalt Europas. Die Mannschaft besteht aus Lebkuchenmänner, deren Rückseite mit den Flaggen der einzelnen Mitgliedstaaten versehen sind. Nur wenn sich jedes Mitglied der Mannschaft einbringt und Aufgaben übernimmt, ist ein funktionstüchtiger Ablauf möglich.

Weitere Einreichungen

"Fall and Rise" | Mohammed Alrahmoun, Shania Braun, Fabio Collofong, Emma Decker, Raphael Grün, Abdi Risqa Hassan, Darin McNeil, Kevin Schneider, Mirko Spieß, Christopher Neu (betreuender Lehrer) |
Klasse 9b | Westpfalz-Schule | Weilerbach

"Berliner Mauer" | Lukas Dudek, Lea Karschuck, Yasmin Ögmen, Lea Ruhl, Linus Scherer, Antje Haberscheidt-Schuh (betreuende Lehrerin)| Klasse 9d | Lina-Hilger Gymnasium | Bad Kreuznach

"Pont du Gard" | Antonia Anna Borzutzky, Klara Dannhäuser, Jule Fünderich, Liv Marit Henger, Lena Sonntag, Carolin Sutter, Antje Haberscheidt-Schuh (betreuende Lehrerin) | Klasse 9d | Lina-Hilger Gymnasium | Bad Kreuznach

"Bad Kreuznacher Saline" | Bilal Dönmez, Leonie Heise, Emily Kleist, Emily Schuster, Ignaz Stenger, Ruben Völker, Philipp Zimmermann, Antje Haberscheidt-Schuh (betreuende Lehrerin) | Klasse 9d | Lina-Hilger Gymnasium | Bad Kreuznach

"Golden Gate Bridge" | Nicolas Leon Beyer, Vivian Horch, Jill Juszak, Alica Martin, Julia Murd, Jonas Wittlinger, Antje Haberscheidt-Schuh (betreuende Lehrerin) | Klasse 9d | Lina-Hilger Gymnasium | Bad Kreuznach

"Wenn der Wind des Wandels weht bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen" | Klasse 9 Va Windmühlenschule | Mainz

"Mannheimer Brezelbude" | Angelika Schmitt, Kerstin Ruppenthal, Sarah Bastubbe, Leonard Weiche | Mannheim

"180 x MAS-digitale Konservation des klassischen Lebkuchen" | Oliver Sommer, Sabrina Hauck, Anamaria Ižaković, Eva Holdenried, Ricarda Litters, Ina Witte, Ulrike Spieckermann, Nadine Badonin | Wörrstadt

"Lebkuchen shared in golden cut" | Bernadette Stauder-Buschlinger | Ruppertsberg

Das Zentrum Baukultur bedankt sich herzlich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern und freut sich schon jetzt auf den 7. Lebkuchen-Bau-Wettbewerb in 2019 - dann unter dem Motto "bauhaus 100".

Termin

Donnerstag, 13. Dezember 2018

Zentrum Baukultur im Brückenturm | Rheinstraße 55 | 55116 Mainz

Veranstalter:

Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz

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