| Preisträger des Wettbewerbs "Suffizientes Bauen im Bestand" prämiert

Attraktiver Wohnraum bei geringem Einsatz von Ressourcen

Wie schafft man attraktiven Wohnraum bei geringem Einsatz von Ressourcen und schützt so die Umwelt? Das war die Fragestellung des zweiphasigen Architekturwettbewerbs "Suffizientes Bauen im Bestand", den die BASF Wohnen + Bauen GmbH gemeinsam mit der Landesregierung Rheinland-Pfalz ausgelobt hatte. Begleitet worden war der Wettbewerb von der Architektenkammer Rheinland Pfalz. Verschiedenste Antworten hierauf geben die sechs prämierten Arbeiten, die in einem feierlichen Rahmen am 3. Mai im Zentrum Baukultur ausgezeichnet wurden.

Im Begrüßungstalk stellte die rheinland-pfälzische Umwelt- und Energie-Ministerin Ulrike Höfken zunächst die aktuelle Relevanz der Thematik heraus: "Energieeffizienz gehört seit langem ganz selbstverständlich zu den ersten Überlegungen, wenn es darum geht, ein Gebäude zu modernisieren. Der Begriff ,Suffizienz´hingegen ist neu und noch weitgehend unbekannt; aus meiner Sicht aber eine notwendige Ergänzung. Denn es geht darum, bauliche Lösungen zu entwickeln, die im Sinne eines nachhaltigen Lebens und Bauens insgesamt zu einem geringeren Ressourcenverbrauch zu führen." Vonseiten der öffentlichen Hand werde versucht, die eigenen Liegenschaften im Sinne des Suffizienzgedankens zu modernisieren und damit als Vorbild voranzuschreiten.

"In Zeiten knappen Wohnraums und Ressourcen freue ich mich ganz besonders, dass der Schwerpunkt des Wettbewerbs auf Bauen im Bestand lag.", betonte Doris Ahnen, Finanz- und Bauministerin des Landes Rheinland-Pfalz. "Es wurden beispielshaft für ein Wohnhaus aus den 1950er Jahren gute architektonische Lösungen gefunden, die Vorbildcharakter haben und auch auf andere Bauprojekte übertragen werden können." Der Suffizienzgedanke, so die Ministerin weiter, setze auch bei einer Reduzierung der Wohnfläche pro Kopf an: "Fläche allein ist noch lange kein Qualitätsmerkmal." Qualität statt Quantität sei gefragt, zumal die hohen energetischen Anforderungen an Gebäude auch bezahlbar bleiben müssten.

Der Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz Gerold Reker ergänzte: "Wir müssen uns beim Bauen immer die Frage stellen: Was ist nötig? Brauchen wir beispielsweise wirklich noch ein drittes Bad?" Dadurch könnten sogenannte Rebound-Effekte vermieden werden. Denn in der Vergangenheit seien Effizienzgewinne zum Teil durch wachsende Wohnflächen pro Kopf, höhere Komfortansprüche und höheren Konsum energieintensiver Produkte wieder kompensiert worden. Habe man sich in der Nachkriegszeit etwa mit 17 Quadratmeter Wohnfläche pro Kopf begnügt, seien heutzutage über 35 Quadratmeter die Norm. "Die Herausforderung für uns Architekten liegt darin, den Bauherrn für den Suffizienzgedanken zu gewinnen – gerade auch beim Bauen im Bestand.", so Reker.

Zur Motivation der BASF, einen Architektenwettbewerb auszuloben, sprach Rolf Haselhorst, Leiter European Site Management BASF SE: "Wir sehen es als unsere soziale Aufgabe an, attraktiven Wohnraum bei geringem Einsatz von Ressourcen zu schaffen beziehungsweise zu erhalten." Das Chemieunternehmen bietet in Ludwigshafen ein breites Portfolio an Wohnungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch für eine breite Zielgruppe der Bevölkerung an – vom Single bis zur Familie, vom Azubi bis zur Führungskraft. Zum Bestand zählen über 6.000 Wohnungen unterschiedlicher Baujahrzehnte. "Auf der Suche nach nachhaltigen und innovativen Konzepten zur Sanierung und Weiterentwicklung unserer Bestandsgebäude gehen wir gerne auch mal neue Wege und haben daher den zweiphasigen Realisierungswettbewerb ,Suffizientes Bauen im Bestand´ ausgelobt. Hieran wollen wir lernen!", führte er weiter aus, zumal Suffizienz künftig noch an Bedeutung gewinnen werde.

In den Wettbewerb führte Johanna Colemann, Geschäftsführerin der BASF Wohnen + Bauen GmbH, ein. "Das Motto des Zentrums Baukultur ‚Baukultur als Gemeinschaftsaufgabe´ trifft auch auf den Wettbewerb zu. Wir wollen innovative Wohnkonzepte unter dem Aspekt der Ressourcenschonung fördern und Quartiere für die Zukunft neu denken." Mit einer Sanierungsquote von über zwei Prozent liege ihr Unternehmen, das seit langem auch ein attraktiver Partner für die Stadtentwicklung sei, weit über dem bundesweiten Durchschnitt. In diesem Kontext verwies sie auf die Sanierung des Brunckviertels in Ludwigshafen vor 20 Jahren, bei der mit den Mitarbeitern Wohnkonzepte entwickelt worden waren, aber auch auf aktuelle Projekte wie das Mehrgenerationenwohnen im "Haus Noah" oder die Hohenzoller Höfe. Um Ressourcen zu schonen, ohne auf Wohnqualität zu verzichten, müssten ungenutzte Kapazitäten nutzbar gemacht und private Räume zugunsten von Gemeinschaftsräumen reduziert werden. Dies sei den sechs prämierten Arbeiten in vorbildlicher Weise gelungen.

Die Preisträger wurden von Gerold Reker, Präsident der Architektenkammer Rheinland Pfalz und Mitglied der Auswahljury, kurz vorgestellt. Bei der anschließenden Preisverleihung übergaben die Ministerinnen Höfken und Ahnen gemeinsam mit Coleman zwei erste Preise, einen zweiten Preis sowie drei Anerkennungen über insgesamt 60.000 Euro – darunter eine Anerkennung an das Mainzer Büro SCHOYERER ARCHITEKTEN_SYRA. Über den ersten Platz freuten sich das Darmstädter Büro ina Planungsgesellschaft sowie Kuhn und Lehmann Architekten aus Freiburg, die ihre Konzepte im Anschluss vorstellen. "Unser vorrangiges Ziel war es, monofunktionale Zonen zu vermeiden", erläuterte Joost Hartwig, Geschäftsführer der ina Planungsgesellschaft aus Darmstadt. "Wir haben daher eine Küche als ,verschließbare Schrankzone´ konzipiert." Gemäß der Devise ,Küchen und Bäder so klein wie möglich, so groß wie nötig´, sind die Bäder in der Mittelzone angeordnet. Die geforderten Gemeinschaftsflächen sind im Gartengeschoss nachgewiesen. Die Treppenhäuser bleiben erhalten. Die Arbeit der Kuhn und Lehmann Architekten aus Freiburg hingegen lagert das Treppenhaus in einen vom Bestandsgebäude abgesetzten Laubengang mit Terrassen aus. Eine zusätzliche räumliche Erweiterung erfolgt über den Dachgeschossausbau. "Zu Beginn haben wir uns intensiv mit dem Thema ,Suffizienz´ auseinander gesetzt", sagte Christoph Kuhn und sein Partner Thomas Lehmann ergänzte: "Im Vordergrund standen dabei die Aspekte open plan,sharing, reduce, retain und reuse."

"Die 24 eingereichten Arbeiten zeigen, wie unterschiedlich der Suffizienzgedanken umgesetzt werden kann und wie vielschichtig das Thema ist.", brachte es Christof Kullmann von a: dk architekten datz kullmann mainz auf den Punkt, der die Moderation der Veranstaltung übernahm. Bei dem abschließenden Rundgang durch die Ausstellung konnten sich die Gäste selbst ein Bild hiervon machen und ihre individuellen Fragen an die Architekten stellen.

Hintergrund
Der offene, zweiphasige Realisierungswettbewerb "Suffizientes Bauen im Bestand" war von der BASF Wohnen + Bauen GmbH ausgelobt, und vom Umwelt-, Finanz- und Bauministerium des Landes Rheinland-Pfalz gefördert worden. Begleitet wurde der Wettbewerb von der Architektenkammer Rheinland-Pfalz. 24 Beiträge wurden eingereicht; zehn schafften es in die zweite Phase: Die Jury unter Vorsitz der Frankfurter Architektin Prof. Anett-Maud Joppien vergab zwei erste Preise, einen zweiten Preis sowie drei Anerkennungen. Die BASF Wohnen + Bauen GmbH plant, die Vorschläge der beiden erstplatzierten Arbeiten bei der Modernisierung ihrer Bestandgebäude umzusetzen.

Die Preisträger:
1. Preis
ina Planungsgesellschaft, Darmstadt
1. Preis
Kuhn und Lehmann Architekten, Freiburg
2. Preis
Jöllenbeck und Wolf Architekten, Walldorf

Anerkennungspreise
Peter Karle Architekten, Darmstadt
Schoyerer Architekten_Syra, Mainz
Inga Capell Architektin, Stuttgart

Termin

Donnerstag, 03. Mai 2018

Zentrum Baukultur im Brückenturm | Rheinstraße 55 | 55116 Mainz

Veranstalter:

Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz

Kooperationspartner:

Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz
Ministerium der Finanzen Rheinland-Pfalz
BASF

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