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Filmabend | Ghost in the Shell von Mamoru Oshii (1995)
Das in den 1980er Jahren entstandene Genre Cyberpunk zeichnet sich durch eine pessimistische und protestierende Zukunftsvision aus. Der Schwerpunkt liegt auf der extremen technologischen Entwicklung und dem Transhumanismus, der die Vorzüge des technischen Fortschritts und die Definition des Menschen selbst in Frage stellt. Die Geschichten spielen in großen Metropolen und beschäftigen sich immer wieder mit dem Thema Unterdrückung. Diese spiegelt sich auch in der Architektur und der Stadtplanung wider und prägt somit maßgeblich den Alltag der Protagonisten. Das Jahr 2029: Menschen und Cyborgs leben in friedlicher Koexistenz. Fast alle Menschen haben ihren Körper durch künstliche Implantate verändert. Nur das menschliche Gehirn lässt sich nicht synthetisch herstellen. Im Spannungsfeld zwischen Utopie und Apokalypse zeichnet der Film "Ghost in the shell" (1995) atemberaubende Architektur- und Stadtvisionen einer extrem technologisierten Welt.
Nachbericht zur Veranstaltungsreihe
Bevölkerungswachstum, Landflucht, Klimawandel, wir stehen vor großen Herausforderungen. Die Wissenschaft arbeitet in zahlreichen Bereichen auf Hochtouren, um die genannten Krisen zu meistern. Auch die Architektur wird ihren Beitrag leisten müssen. Die Veranstaltungsreihe „Science-Fiction und Architektur“ widmete sich daher diesen Themen und befasste sich mit fachübergreifenden Fragen von gesellschaftlicher Relevanz. Die Idee dazu hatte Clément Amiot, der im Rahmen des deutsch-französischen Austauschdienstes Kultur das Team im Zentrum Baukultur ein Jahr lang unterstützt. Träger der Austausch-Institution – das Maison de Rhénanie-Palatinat – ist der rheinland-pfälzische Landtag, in dessen Namen Gerd Schreiner, Architekt und Mitglied des Landtages Rheinland-Pfalz, das Publikum begrüßte. Den Auftakt machte der Vortragsabend „Visionäre Architektur“ am 11. Mai 2023. Zu Gast war Architekt René Waclavicek, Co-Geschäftsführer der LIQUIFER System Group, Wien und Bremen. Er ist spezialisiert auf Weltraumarchitektur und erklärte, dass der Mensch erst einmal das Leben auf dem Mond üben müsse, bevor er den Mars besiedeln könne. Die ersten Behausungen auf dem Mond werden faltbare oder aufblasbare Strukturen sein, so Waclavicek. Auf dem Mars werde es aufgrund der großen Entfernungen und des großen Versorgungsaufwandes hingegen wichtig sein, geschlossene Lebenserhaltungssysteme herzustellen. Das bedeute, dass aus einmal geatmeter Luft wieder atembare Luft wird und aus getrunkenem Wasser wieder Trinkwasser werden kann, erläuterte er weiter. Weiterhin dürfen Baumaterialien in einer Rakete nur wenig Platz wegnehmen, bedenkt man die enormen Strecken, die zurückzulegen sind. Ein Unterfangen, das laut des Weltraumforschers erst in ferner Zukunft realisiert werden könne, unter anderem auch wegen des hohen Kostenfaktors bei der Besiedelung von Lebensräumen im All. Auf der Erde hingegen werden schon jetzt immer mehr Lebensräume unbewohnbar, bei gleichzeitig fortschreitender Urbanisierung. „Scratch Cities“ werden am Reißbrett entworfen und haben aus diesem Grund Hochkonjunktur. Auffällig ist jedoch, dass sich die Ansätze, die „Scratch Cities“ verfolgen, weltweit fast ausschließlich an die Eliten richten und nicht an die am schlimmsten betroffenen Regionen und ihre Bevölkerungsschichten. Sinnvoll wären aber Projekte und Konzepte, die soziale und humanitäre Ansätze verfolgen, so Björn Hekmati, Leiter des Zentrum Baukultur Rheinland- Pfalz. Im Hinblick auf die bestehenden irdischen Herausforderungen, da sind sich beide einig, ist es ratsam den Fokus auf das Jetzt und Hier zu legen, denn der Menschheit alternativ auf einem anderen Planeten Behausungen bereitzustellen bzw. ein dauerhaftes Leben zu ermöglichen, ist aktuell noch Zukunftsmusik. „Angst oder Hoffnung – Haltungen zum technischen Fortschritt“ war der Titel des zweiten Teils der Anthologie am 15. Mai 2023. Zukunftsvisionen werden im Film häufig durch die Darstellung visionärer Architektur vermittelt. Filmwissenschaftler Andreas Rauscher arbeitete die Stilmittel des Medium Films anhand einer Gegenüberstellung der Filme „Alphaville“ und „A World Beyond“ heraus. Eine düstere Zukunft voller Angst und Schrecken traf auf eine verklärte Anti-Dystopie. Der anschließende architekturtheoretische Vortrag von Jennifer Konrad, Johannes Gutenberg- Universität Mainz, und Jonas Grahl, DIE BETONISTEN, behandelte Architekturvisionen des 19. und 20. Jahrhunderts. Sie wurden einander in ihrem Wirken und Scheitern unter den jeweils zeitgenössischen Aspekten gegenübergestellt, thematisierten beispielsweise das Streben nach Höhe, die Monumentalität sowie die Technisierung. Den Abschluss fand die Veranstaltungstrilogie im Filmabend unter dem Titel „Cyberpunk-Stadt, und jetzt?“. Gezeigt wurde der Film Ghost in the Shell von Mamoru Oshii (1995). Er zeichnet atemberaubende Architektur- und Stadtvisionen einer extrem technisierten Welt – Fortsetzung nicht ausgeschlossen.
Termin
Donnerstag, 25. Mai 2023 | 18.30 Uhr
Zentrum Baukultur im Brückenturm | Rheinstraße 55 | 55116 Mainz
Veranstalter:Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz
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Besucheradresse
Im Brückenturm | Rheinstraße 55
55116 Mainz
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