Gesprächsabend | Gesprächsabend | Szenografie auf der Bühne und im Stadtraum

Wie sich Bühnenbild und Architektur bedingen

Szenografie ist die Kunst der Inszenierung im Raum, sie ist auf der Bühne ebenso wie in der Stadt Ausdrucksmittel und Kulturtechnik. Bühnenbilder und architektonische Inszenierungen bilden Narrative zum Zeitgeist und beziehen Stellung zu politischen und gesellschaftlichen Themen. Sie inspirieren sich dabei wechselseitig und nehmen voneinander Anleihen. Form, Farbe, Material, Konstruktion und Raumbildung setzen dramaturgische Handlung wie auch städtisches Leben in konkrete Kontexte und verleihen den bespielten Räume Atmosphäre und Bedeutung. Im Theater sind die Bauten temporärer Natur und nur im Rahmen der jeweiligen Aufführungen dem Publikum zugänglich. In der Stadt hingegen fächert sich das Spektrum räumlicher Inszenierungen von kleinen temporären Interventionen bis hin zu großen, dauerhaften Bauwerken und ist jederzeit öffentlich zugänglich. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der dramaturgischen und architektonischen Raumproduktion wurden im Gespräch beleuchtet.

 „Der öffentliche Raum erzählt sein Stück selbst, man muss es nur sehen wollen“ (Oliver Langbein, osa – office for subversive architecture)

Die Handlung eines Theaterstücks bestimmt die Nutzung im Raum, wie aber funktioniert die Raumplanung in der Öffentlichkeit, so ganz ohne Plot? Statt eines städtebaulichen Plans wirft Oliver Langbein, Mitbegründer des office for subversive architecture (osa), einen Blick auf die Geschichten, die in der Stadt erzählt werden und ließ das Publikum am 30. September 2021 beim Themenabend „Szenografie – auf der Bühne und im Stadtraum“ daran teilhaben. Die alltäglichen Veränderungen im Stadtraum bieten ein riesiges Potential. „Es ist möglich die Geschichte zu entdecken, wenn man möchte. Und wenn es keine gibt, dann gelingt es einem wenigstens manchmal eine Bühne zu bauen.“ Der Stadtraum selbst bildet also die inhaltliche Grundlage zur Gestaltung von Projekten. Einige Geschichten der Öffentlichkeit sind kurzfristig zu erzählen, manche bleiben dauerhaft – man arbeitet mit dem was da ist. Im Gegensatz zum Bühnenbild, welches durch den Inhalt der Literatur geprägt wird und in den meisten Fällen eher kurzlebig ist.

Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten, so ist beispielsweise im szenografischen Bau – auf der Bühne wie im öffentlichen Raum – oft mehr möglich, als in der Architektur mit ihren DIN-Normen. „Dennoch“, so Thomas Dörfler, Bühnenbildner am Pfalztheater in Kaiserslautern, „braucht es auch für die Ausstattung eines Theaterstücks oft ein großes Verhandlungsgeschick, um Richtlinien und Regularien angemessen in den gestalterischen Prozess einfließen zu lassen.“ Die Architektur partiell mal nicht so ernst zu nehmen? Von dieser Möglichkeit macht jeder auf seine Weise Gebrauch. Gerd Friedrich steuert seinen Teil – im Rahmen eines „Kunst am Bau“-Projekts – nun auch im öffentlichen Raum bei und ist froh, sich diese Freiheit nach 50 Jahren Bühnenarchitektur endlich nehmen zu können.

Schön zu sehen, dass die Gestaltung von Architektur, Bühnenbild und Stadtraum zwar von sehr unterschiedlichen Bedürfnisse geprägt wird, aber dennoch einige Schnittmengen haben. Fantasie und Tatkraft sind jedenfalls in allen drei Bereichen gefragt!

 

Begrüßung                 

Edda Kurz, Vizepräsidentin Architektenkammer Rheinland-Pfalz

Einführung und Moderation

Adeline Seidel, freie Architekturjournalistin

Gespräch               

Gerd Friedrich, Bühnenbildner und Kurator der Ausstellung

Thomas Dörfler, Ausstattungsleiter, Pfalztheater Kaiserslautern                   

Oliver Langbein, Professor für Szenographie FH Dortmund, office for subversive architecture (osa)

 

 

Termin

Donnerstag, 30. September 2021

Zentrum Baukultur im Brückenturm | Rheinstraße 55 | 55116 Mainz

Veranstalter:

Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz

Kooperationspartner:

Förderer der Ausstellung

Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz | Stiftung Baukultur  Rheinland-Pfalz | Ministerium der Finanzen Rheinland-Pfalz | Kultursommer Rheinland-Pfalz | Kulturfonds Peter E. Eckes | SparkassenVersicherung | VR Bank Alzey-Land-Schwabenheim eG

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