| Zimmer. Küche. Bad. Balkon. | Finissage

Ausstellung "75 Jahre Wohnraumförderung in Rheinland-Pfalz"

 

Rückschau trifft Visionen

75 Jahre soziale Wohnraumförderung in Rheinland-Pfalz

Am 22. März 1949 war die Gründung des Treuhandfonds für Grundpfandrechte als erstes Institut zur Umsetzung der Wohnraumförderung in Rheinland-Pfalz. Die Finissage der Ausstellung „Zimmer. Küche. Bad. Balkon.“ wurde aufgrund dieses Jubiläums von einem musikalischen Festakt im Brückenturm umrahmt. Hessenschau-Moderator Marcel Wagner eröffnete die Feierlichkeiten gemeinsam mit Staatssekretär Dr. Stephan Weinberg, ISB-Vorstandsmitglied Sandra Baumbach und Vizekammerpräsident Joachim Becker. Es wurden Perspektiven für die Organisation, die Finanzierung und die Bauweise des Wohnraums der Zukunft wurden in den Bick genommen. Der Staatssekretär wies auf die veränderten Bedürfnisse im Laufe der Jahrzehnte hin, diese hätten eine starke strukturelle Veränderung im Bereich der Wohnraumförderung nach sich gezogen. Während das Hauptanliegen damals der Wiederaufbau gewesen sei, zielen die Förderprogramme von heute vor allem auf die Bezahlbarkeit des Wohnraums ab, so Weinberg, man biete so gleichermaßen Unterstützung im Mietwohnungsbau und beim Erwerb von Eigentum. Nicht nur große Wohnungsbaugesellschaften wenden sich dem Thema zu, auch private Investoren und Genossenschaften nutzen die Fördermittel, erklärte Sandra Baumbach. Der soziale Wohnungsbau grenze sich zudem heute kaum mehr optisch ab, stellt die ISB-Vorständin fest, auch die klimatischen und baulichen Standards seien zeitgemäß und ließen heute zumeist ein architektonisch ansprechendes Gesamtbild erkennen. Dennoch herrscht Wohnungsnot und das Bauen ist teuer geworden – wie kann dieser fehlende Wohnraum also möglichst schnell und dabei qualitätsvoll geschaffen werden? Joachim Becker, Vizepräsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, plädiert dafür dort zu bauen, wo die passende Infrastruktur nicht erst geschaffen werde müsse, sondern bereits vorhanden sei. Nachverdichtung, eine nachhaltige Materialwahl sowie schnell zu errichtende Baukonstruktionen seien Instrumente, die Bauprozesse beschleunigen könne, erklärt der Architekt.

Stephan Jack, ebenfalls Architekt, Portfoliomanager für die Liegenschaften der Stadt Zürich und Vorstandsmitglied der Genossenschaft Kalkbreite, lies uns über den Tellerrand ins die Schweiz blicken und gab Einblick in den Entstehungsprozess des Wohn- und Gewerbehauses Kalkbreite. In einem partizipativ geführten Prozess entwickelten Arbeitsgruppen aus interessierten Genossenschaftsmitgliedern für den Architekturwettbewerb Ideen und definierten konkrete Bedürfnisse. Das Raumprogramm sollte langfristig flexibel und modular sein, so dass auf sich zukünftig verändernde Bedürfnisse reagiert werden kann, was eindrucksvoll gelungen ist.

Es folgte ein Impuls von Martin Haas. Das Büro haascookzemmrich - STUDIO2050 arbeitet an weltweiten Stadtplanungs- und Architekturprojekten, mit dem Ziel menschen- und umweltfreundliche Lösungen zu entwerfen. Um Prozesse dauerhaft zu ändern, sei der Blick zurück ebenso wichtig, wie nach neuen Wege zu suchen, eröffnete Haas. Low-Tec versus High Nature – das Hauptaugenmerk seines Vortrags lag auf der Verbindung von Architektur und Technik. Es mache wenig Sinn, Technik integrativ zu verbauen und sich darauf zu verlassen, so Haas, besser sei es, Grundrisse ohne jede Technik zu entwickeln, so seine Hypothese. Einen Entwurf erstmal ganz ohne Energie zu denken, sei keine Raketenwissenschaft, führte er weiter aus, denn über Jahrhunderte sei ja so sehr gut gebaut worden – auch ohne Heizung und Kühlung.

Mit der Natur bauen ist also das erklärte Ziel. Ein intelligenter Grundriss könne die Nutzungszeit eines Hauses ohne jede Technik extrem verbessern, erklärte der Architekt und vertiefte seine Denk- und Vorgehensweise anhand des „Alnatura Campus“ in Darmstadt. Die dort entstandene Arbeitswelt ist ein architektonischer Meilenstein in puncto Nachhaltigkeit, Materialeffizienz, Offenheit und moderner Arbeitsformen. Zu den Besonderheiten des von haas cook zemmrich STUDIO2050 konzipierten Gebäudes, zählt der Einsatz einer innovativen Stampflehmfassade, die weltweit erstmals mit einer geothermischen Wandheizung belegt wurde. Außergewöhnlich ist auch die schallwirksame Holzlamellendecke, die das Atrium und die komplett offen gehaltenen Büroflächen überspannt –  Das alles wurde finanziert mit nur einem Drittel der Kosten einer klassischen Büroimmobilie. So lag der Gedanke nahe, die Kriterien auch auf den Wohnungsbau zu übertragen. Querbezüge und Funktionen wurden dafür neu gedacht, ein Resilienz-Diagramm aufgestellt. Mit dem Ergebnis, dass der von allen gewünschte Wandel nicht ganz schmerzfrei vonstattengehen könne, so Haas. Man müsse sich auch mit ethischen Verteilungsfragen konfrontieren und nur das Notwendigste - und das auch noch möglichst einfach - bauen, so der Idealfall. Die Freude bei der Entwicklung innovativer Konzepte und die Neugier, soziale und kulturelle Auswirkungen jeder Aufgabe zu ergründen, seien ein wesentlicher Antrieb ihrer Arbeit, erklärte er abschließend.

Ressourcenschonend Bauen verpflichtet uns alle gleichermaßen. Stellen wir also schnell die politischen Weichen und legen den Fokus auf die Erarbeitung sinnvoller Konzepte für die Umnutzung vorhandener Bausubstanz – und zwar am besten global und in der gesamten Bauwirtschaft.

 

 

Begrüßungstalk

Doris Ahnen, Finanz- und Bauministerin Rheinland-Pfalz
Sandra Baumbach, Mitglied des Vorstandes der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz
Joachim Rind, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz

 

Vorträge
Stephan Jack, Portfoliomanager für die Liegenschaften der Stadt Zürich und Vorstandsmitglied der Genossenschaft Kalkbreite
Martin Haas, haascookzemmrich STUDIO2050

 

Moderation
Marcel Wagner, Hessenschau, ntv

 

Musik
Jazzpotatoes

 

Führungen durch die Ausstelllung

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EINLADUNG (PDF)

ANMELDUNG

 

Termin

Freitag, 22. März 2024 | 17.00 Uhr

Zentrum Baukultur im Brückenturm | Rheinstraße 55 | 55116 Mainz

Veranstalter:

Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz

Kooperationspartner:

Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB)

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