02.11.2020 | Donnersbergkreis

Ein Stück europäischer Kultur

Man muss schon genau hinsehen, um ihn in seiner ganzen Schönheit zu erfassen, dieses beinahe mystisch anmutende Gartendenkmal im englischen Stil: Der Gienanth-Park in Eisenberg. Er zählt zu den bedeutenden rheinland-pfälzischen Kulturgütern und erzählt ein Stück europäischer Geschichte.

Zwischen Eisenberg und Ramsen, hinter hohen Bäumen versteckt, liegt der 5,5 Hektar große Landschaftspark Friedrich von Gienanth. „Ich hoffe, Sie haben festes Schuhwerk dabei“, begrüßen mich Gunter Biesterfeldt und Adolf Kauth, die Vorsitzenden des Fördervereins, der sich seit 2001 für den Erhalt der Parkanlage einsetzt. Durch eine kleine Pforte gelangt man in den Park und weiter rechts hinauf zum mehrfach umgebauten Gärtnerhaus. Wo heute ein Wohnhaus steht, war einst ein geometrischer Ziergarten mit Rondell, dahinter eine für die späte Phase des Landschaftsgartens typische Kegelbahn. Dem geschwungenen Weg nach links und weiter nach oben folgend, vorbei an der Grabstätte der Familie Gienanth, werden die Schritte schon beschwerlicher. Doch oben angelangt wird man für alle Strapazen belohnt: Hier thront die liebevoll restaurierte Orangerie.

Industrialisierung und Gartenkunst
Wie bei vielen frühindustriellen Anlagen des 19. Jahrhunderts ließ auch der Gründer des Eisenwerks, Friedrich von Gienanth, 1826 bis 1834 – trotz bewaldeter Steillage – gegenüber dem Herrenhaus einen Landschaftspark anlegen, den er vom renommierten Gartenkünstler Johann Ludwig Metzger gestalten ließ. „Im Gegensatz zum geometrischen Garten der Barockzeit sollte hier eine scheinbar natürliche Landschaft geschaffen werden“, erzählt Kauth. Weitere bauliche Akzen¬te setzte Elise von Gienanth mit der Erweiterung der Orangerie (1880) sowie der Errichtung des Gewächshauses (1910) und des Mausoleums (1912).

Wandeln auf historischen Wegen
„Mit den Jahren verwilderte der Landschaftspark, bis sich 2001 unser Förderverein auf Initiative der Kunsthistorikerin Dr. Marion von Gienanth und der Landschaftsarchitektin Stella Junker gründete“, so Biesterfeld. Seitdem ist viel passiert: Anhand einer gartenhistorischen Untersuchung von Junker konnten die historischen Wege sowie die Sichtachsen von der Orangerie auf den einstigen Weiher, das Herrenhaus und den Garten wiederhergestellt werden. 2009 wurde die Orangerie vom Architekturbüro Schärf aus Worms aufwendig restauriert. „Das war dringend nötig, da Feuchtigkeit dem Bau schwer zugesetzt hatte“, betont Biesterfeldt. Das Flachdach wurde abgedichtet, Fensterscheiben ersetzt. Zudem erhielt die Orangerie einen neuen Außenputz. „Nach alter Rezeptur. Der Beigeton ist dem Originalton nachempfunden.“ Noch dieses Jahr wird die Parkanlage einer Bürgerstiftung überschrieben. „Damit mehr Menschen in den Genuss kommen, auf historischen Wegen zu wandeln und somit nicht nur ein Stück Geschichte Eisenbergs, sondern Europas zu erleben“, freut sich Kauth, der auch erster Vorsitzender der Bürgerstiftung ist.

 www.eisenbergpark.de

Ein Stück europäischer Kultur (PDF)

Text: Lena Pröhl

 

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