Nachgefragt: Zweckbauten
Professor Rolo Fütterer aus Kaiserslautern ist Teil des mehrfach für seine Projekte ausgezeichneten Architekturbüros MARS-Group. Unter anderem war er an dem Neubau des Schwimmbadgebäudes in Otterberg entscheidend mitbeteiligt. Warum es sich lohnt, auch solche Zweckbauten zu baukulturell anspruchsvollen Projekten zu machen, erklärt er im Interview.
Schwimmbadgebäude, Umkleiden am Sportplatz, Spielplätze: Wieso ist auch für solche vermeintlichen Zweckbauten gute Architektur sinnvoll?
Rolo Fütterer: Ich sage immer, alles geht auch in schön. Wir machen nicht nur Bedarfsbefriedigung, sondern in der Architektur geht es immer auch um baukulturelle Leistungen. Und die müssen noch nicht einmal teurer sein, sondern können bei gleichbleibendem Budget schön und clever sein. Diese Leistungen sind es auch, woran eine Gesellschaft in der Baugeschichte gemessen wird, denn sie bleiben für viele Jahrhunderte. Wenn man nur ‚trash‘ baut, wird man der Gesellschaft später keinerlei baukulturelle Leistungen attestieren wollen.
Solche Bauten werden von vielen Menschen sehr stark genutzt. Worauf ist zu achten, damit es nicht in wenigen Jahren bereits wieder einen Neubau braucht?
Rolo Fütterer: Diese Gebäude werden natürlich abgenutzt, das ist völlig normal. Aber wichtig sind gewisse Basiskomponenten, gerade im landschaftlichen Bereich sollte die Gebäudesetzung extrem gut überlegt sein. Sparsamer Flächenverbrauch und im besten Fall Doppel- oder Mehrfachnutzungen sind sehr wichtig.
Diese Nachhaltigkeitskomponenten müssen schon bei der Planung beachtet werden. Hinterher sucht man sich dann die sinnvollsten Materialien zum Bauen, die das Gebäude gut in die Zukunft tragen. Welche das sind, variiert je nach Projekt.
Was macht regionale Baukultur aus Ihrer Sicht so wertvoll?
Rolo Fütterer: Planungsämter in den Städten sind oftmals stark aufgestellt, dort ist mehr Geld im Umlauf und es gibt gute administrative Strukturen. Es gibt Maßnahmen zur Qualitätssicherung, während Kommunen auf dem Land dazu die Ressourcen fehlen. Deswegen ist die Unterstützung für diese sehr wichtig. Gerade Rheinland-Pfalz ist geprägt von seiner ländlichen Umgebung. In dieser ist es sehr wichtig, an einem kohärenten Ortsbild und einer cleveren Integration in die Landschaft zu arbeiten.
Text und Interview: David Kulessa
„Wir sind Heimat“ informiert regelmäßig über regionales Bauen, moderne Architektur, Leben auf dem Land und die Menschen, die dahinter stehen. Die Reihe wird herausgegeben von der Stiftung Baukultur Rheinland-Pfalz mit finanzieller Unterstützung des Ministeriums der Finanzen Rheinland-Pfalz.
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Wir sind Heimat – der Film
"Wir sind Heimat" zeigt Porträts regionaler Baukulturprojekte in Rheinland-Pfalz und ihrer Protagonisten.
Der ganze Film auf: https://vimeo.com
Die Spezial-Edition zum Nationalpark Hunsrück-Hochwald
zeigt Menschen, die im Nationalpark zuhause sind und ihn baukulturell gestalten – zum Beispiel Nationalparkleiter Dr. Harald Egidi. Für ihn ist Heimat vor allem Mut: "Mut, auf Bestehendem aufzubauen, das wertzuschätzen und gemeinsam Neues zu wagen." – Hier stellen Menschen ihre Heimatgefühle vor.
Die Spezial-Edition auf:
https: //vimeo.com