02.12.2020 | Donnersbergkreis

Zukunftsschmiede

Was tun, wenn der Mietvertrag für die externe Lehrwerkstatt gekündigt wird? Vor dieser Frage stand das Eisenberger Traditionsunternehmen Gienanth und baute kurzerhand die ehemaligen Arbeiterwohnungen aus dem 19. Jahrhundert zu einer modernen Akademie aus.

 „Die Zeit drängte. Was anfangs kaum einer für möglich hielt, ist uns gelungen - auch dank der guten Zusammenarbeit mit unserem Architekten Harald Lang aus dem nahe gelegenen Kaiserlautern“, erinnert sich Projektmanager Simon Geib. „2018 erhielten wir die Genehmigung für die Entkernung der in die Jahre gekommenen, ehemaligen Arbeiterwohnungen. Aus diesen und angrenzenden Gebäuden entstand in nur einem halben Jahr Sanierungs- und Bauzeit eine neue, schmucke Lehrwerkstatt, die `Gienanth Akademie´.“ Das Besondere: Die Gebäude stehen unter Denkmalschutz. „Daher musste besonders sensibel geplant und gebaut werden“, so Geib weiter.
 
Historisches erhalten, Zukunft gestalten
Die Außenfassaden inklusive aller Öffnungen nach außen wie Fenster, Tore und Türen blieben in ihrer ursprünglichen Anmutung erhalten. Im Inneren dagegen blieb wortwörtlich kein Stein auf dem anderen: Nichttragende Elemente sowie die Zwischendecken wurden entfernt, und ein Durchbruch zu den seitlich anschließenden Garagen gemacht. Der Lehmboden wurde ausgehoben und durch eine zehn Tonnen schwere Bodenplatte ersetzt. Die Decke wurde abgehängt, um die nötige Haustechnik unterzubringen. Entstanden ist eine 400 Quadratmeter große Werkstatt - vis-à-vis dem historischen Herrenhaus, dem Verwaltungssitz der Gießerei. Zwei der rückwärtig gelegenen früheren Arbeiterwohnungen, die bis in die 2000er Jahre genutzt worden waren, wurden in ihrem Grundriss erhalten und renoviert. Hier befinden sich auf 100 Quadratmetern Büros und Sozialräume. „Die Investition von mehr als einer Million Euro für Sanierung und Ausstattung hat sich absolut gelohnt. Unsere rund 40 Auszubildenden sind wieder zurück im Herz des ältesten, noch produzierenden Industriebetriebs in Rheinland-Pfalz“, so das positive Fazit von Geib. Doch nicht nur industriehistorisch, auch sozialpolitisch sei das Unternehmen von Bedeutung: „Die von Gienanths richteten 1857 die erste Betriebskrankenkasse ein - Jahrzehnte, bevor Reichskanzler Bismarck das Sozialversicherungssystem einführte.“

Zukunftsschmiede (PDF)

Text: Lena Pröhl

 

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