03.08.2020 | Kaiserslautern Land

Zurück in die Zukunft

Durch die notwendige energetische und brandschutztechnische Sanierung begaben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung Kaiserslautern zusammen mit „ihrem“ Gebäude auf eine Zeitreise in die Vergangenheit - und schufen damit ein zukunftsorientiertes Verwaltungesgebäude.

„Lohnt sich die Sanierung dieser alten Schachtel noch?“ fragte sich so mancher zu Beginn der Maßnahme.Denn das 1960 fertiggestellte Gebäude, mit schmutziger Fassade und durch einen nachträglich angebrachten Sonnenschutz verunstaltet, zeigte sich nicht von seiner besten Seite. Es hatte ein neues Kleid dringend nötig. Karl-Ludwig Kusche, Abteilungsleiter der Abteilung 5 „Bauen und Umwelt“ der Kreisverwaltung Kaiserslautern, erkannte das Potential des Bestands und setzte sich für die Sanierung ein. Dank der Arbeit der hausinternen Projektleiterin Tassya Rauch, sieht man heute: Ja, sanieren lohnt sich!

Struktur und Proportion
Besonders die Fassade musste an aktuelle Standards angepasst werden. Die Frage nach dem richtigen Stein forderte die Architekten des Büros Schneider+Schumacher besonders. Nach langer Recherche, intensivem Austausch mit Experten und dem Besuch zahlreicher Steinbrüche Landkonnte schließlich der richtige Stein - der Kelheimer Auerkalk - gefunden werden. Mittels spezieller Scantechnik wurden die Steinplatten im Steinbruch passgenau beschnitten und nummeriert, um sie dann an der Fassade anzubringen. So konnte diese unter denkmalschutzgerechten Aspekten mit nahezu gleichen Proportionen wiederhergestellt werden. Der Clou: Sie entspricht trotzdem heutigen energetischen und klimaschutztechnischen Standards. Ein besonderes Detail im neuen Fassadenkleid sind die Schwingfenster mit Stahlwendeflügeln im Stil der 50er. Sie konnten fast identisch rekonstruiert werden - samt Griffen. „Das gelang so gut, dass Kollegen fragten, ob diese überhaupt ausgetauscht seien“ so Rauch.

Nachgefragt: Bestand energtisch Sanieren

Planung ist das halbe Leben - das gilt in keinem Bereich so sehr wie bei der Sanierung älterer Häuser. Fachkenntnis sorgt dafür, dass Fehler bei der Sanierung vermieden werden und die Optik der Fassaden erhalten bleibt. Worauf es bei der energetischen Sanierung gerade bei historischen Bauten ankommt, erläutert Karl-Ludwig Kusche, Leiter der Abteilung 5 „Bauen und Umwelt“ der Kreisverwaltung Kaiserslautern.

Was bedeutet energetisch Sanieren?
Kusche: Energetisch Sanieren meint, die bauliche Ertüchtigung eines bestehenden Gebäudes. Ziel ist es, den Verbrauch von Energie zu minimieren, der für den Betrieb und die Nutzung erforderlich ist. Im weiteren Sinne ist damit inzwischen auch die Erzeugung erneuerbarer Energien für die Eigenversorgung, sowie die Verbrauchsreduzierung, beispielsweise von Trink- und Brauchwasser, gemeint.

Worin liegt das Potential, alte Häuser zu sanieren?
Kusche: Alte Häuser zu sanieren, erfordert zunächst einen ganzheitlichen Blick auf die bauliche Substanz, die Gebäudetechnik, die Nutzungsart und Nutzbarkeit, die städtebauliche und architektonische Bedeutung des Objekts, Fragen der Nachhaltigkeit und zuletzt die ökonomische Betrachtungsweise. Diese Aspekte sind für jedes Objekt individuell zu ermitteln und in Beziehung zueinander zu setzen. Erst daraus ergibt sich die individuell geeignete Sanierungsstrategie und damit wird auch erst das Potenzial der Sanierung eines alten Hauses erkennbar – in Nachhaltigkeit, städtebaulicher, architektonischer, oder bauhistorischer Qualität, Nutzbarkeit, oder in der Wirtschaftlichkeit.

Was hat das mit Baukultur zu tun?
Kusche: Das Kreisverwaltungsgebäude zählt zu den bedeutendsten öffentlichen Bauten der Nachrkiegsmoderne in der Stadt Kaiserslautern. Die denkmalgerechte energetische Sanierung hat den Gebrauchswert erhöht, die hohe architektonische und städtebauliche Qualität des Gebäudes gesichert – kurzum: der Kreis hat als öffentlicher Bauherr vorbildhaft gezeigt, wie eine hohe Qualität im baulichen Bestand erhalten und für viele weitere Jahrzehnte gesichert werden kann.

Zurück in die Zukunft (PDF)

Text und Interview: Juliane Schmidt

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