Zwei Brüder, eine Mission
Die Brüder Stephan und Georg Schwedhelm aus Zellertal keltern Weine, die so eigenwillig sind wie sie selbst: Pur und geradlinig. Genau diese Haltung spiegelt sich auch in der Gestaltung ihrer Vinothek wider.
„Als wir das Weingut mit seinen 17 Hektar Rebfläche von unseren Eltern übernahmen, stellten wir alles auf den Kopf“, erinnern sich Stephan und Georg Schwedhelm. Erst reduzierten sie die Erträge, die Zahl der Rebsorten, sie verbannten alles Liebliche und Halbtrockene, um anschließend noch das Elternhaus abzureißen. „Bis auf die Kellerplatte war alles weg“, erzählt Georg Schwedhelm. Keine Gegenwehr? „Natürlich haben wir diskutiert, aber unsere Eltern haben verstanden, dass wir was Neues bauen mussten, das unserem Stil entspricht.“ Entstanden ist eine moderne Vinothek mit Wohnhaus, welche die einstige Weinprobierstube in Eiche rustikal aus den 1970er Jahren im Weinkeller nebenan ersetzte.
Alles eine Frage der Planung
„Unser Architekt Axel Efferth aus dem benachbarten Harxheim war sehr geduldig. Jeder andere wäre wohl davongelaufen“, lacht Georg Schwedhelm. Die Planung dauerte drei Jahre: Immer wieder wurde das Konzept verworfen, überarbeitet; nächtelang wurde an Details gefeilt. „Schließlich wollten wir eine Vinothek, die hundertprozentig zu uns und unseren Weinen passt.“ Bereits nach viermonatiger Bauphase konnten die Brüder - der eine Betriebswirt, der andere diplomierter Winzer - im Mai 2015 ihre Vinothek eröffnen und das neue Corporate Design vorstellen: Das ehemalige Weingut Klosterhof trägt seither den Familiennamen Schwedhelm, Landschaftsaufnahmen aus dem Zellertal zieren die Flaschenetiketten. „Aus Liebe zu unserer Heimat“, so die Brüder. „Wie beim Weinbau haben wir auch bei der Vinothek auf gute Rohstoffe, Nachhaltigkeit und Regionalität gesetzt und fast ausschließlich mit Handwerkern aus der Umgebung zusammengearbeitet“, sagt Georg Schwedhelm. Die Vinothek, ein minimalistischer Kubus mit riesigen Glasfronten, besticht durch klare Gestaltungsprinzipien und eine schlichte, aber wertige Materialauswahl. Theke und Tür sind aus Holz und Blech, der Boden aus Sichtbeton. Gedämmt wird mit Recycling-Zellulose. Holzpaneele, mit einem besonderen Pilz behandelt und so vorzeitig verwittert, geben dem Neubau seine charakteristische Fassadengestaltung. „Im Nachhinein betrachtet, sind wir ein großes Risiko eingegangen. Wir haben alles auf eine Karte gesetzt. Und das war genau richtig“, so das Fazit von Georg Schwedhelm.
Text: Lena Pröhl
„Wir sind Heimat“ informiert regelmäßig über regionales Bauen, moderne Architektur, Leben auf dem Land und die Menschen, die dahinter stehen. Die Reihe wird herausgegeben von der Stiftung Baukultur Rheinland-Pfalz mit finanzieller Unterstützung des Ministeriums der Finanzen Rheinland-Pfalz.
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