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Altes neu denken – Die Vielfalt der Wiederverwertung

Ausstellung Upcycling :: ReUse

Die alte Kulturtechnik des Wiederverwendens war schon in den letzten Jahrhunderten und Jahrtausenden eine gute Praxis. Am 8. März 2022 eröffnete Thomas Dang, Architekt und Vorstandsmitglied der Architektenkammer die Ausstellung. Dr. Dr. Hauke Horn, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, beleuchtete anschließend die Kulturtechnik der Wiederverwendung aus kunstgeschichtlicher und ingenieurstechnischer Sicht. Er stellte das spezielle Phänomen von Spolien und Asservatien vor. Etabliert wurde der Begriff der Spolie im alten Rom, als man seinerzeit feststellte, dass viele byzantinische Bauteile im Kirchenbau wiederverwendet wurden. Es gibt verschiedene Definitionen des Begriffes Spolien, eine beschreibt Spolien als intentionale, sichtbare Wiederverwendung – man wollte bewusst etwas aussagen, etwas zeigen, das über den Materialwert hinausgeht.

Am Beispiel des Konstantinbogens in Rom sieht man, dass bereits lange vor unserer Zeit Bauteile wiederverwendet wurden. Es stellte sich im Rahmen seiner Erforschung, in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, die Frage, warum Gebrauchtes überhaupt nochmal einsetzt wurde, so Horn.

Die moderne Denkweise war ja, zu glauben, wenn etwas nicht neu ist, sei dies ein Makel. Eine Annahme, die das Alter von Gegenständen und deren Charakter des Benutzten damals stark abqualifizierte. Der Vorbehalt gegen das Alte war so groß, dass man sogar vom kulturellen Verfall sprach. Heute wissen wir es besser.

Hauke Horn betrachtete außerdem Aspekte wie Ästhetik, Nachhaltigkeit und Transportwege im Kontext der Wiederverwendung, auch wenn diese damals eher eine untergeordnete Rolle gespielt haben. In der heutigen Zeit wären Asservatienspolien die richtige Wahl. Sie definieren eingelagerte Bauteile, die vor Ort vorhanden sind, im Gegensatz zu fremden, weit hergebrachten Materialien – nachhaltig eben.

Wenn wir heute über das Bauwesen nachdenken, dann ist es so, dass dieses für mehr als 50 Prozent des primären Rohstoffverbrauchs steht, eröffnete Dirk Hebel, Professor für Entwerfen und Nachhaltiges Bauen am KIT Karlsruhe. Da diese Entnahme von Rohstoffen endlich ist, führt sie uns zwangsläufig zu dem Punkt an dem wir uns fragen müssen, ob das Modell, das zu diesem Verbrauch führt, noch das richtige sein kann, so Hebel. Wir können die Knappheit der Reserven an primären Roststoffe eins zu eins ablesen am Weltmarktpreis.

Der Bausektor ist der größte Faktor für das Müllaufkommen in Deutschland. Damals war es einfach mit Spolien zu bauen, heute geht dies kaum noch da die Materialien fast untrennbar miteinander verbunden sind. Nach dem Verbrauchen, folgt das Wegwerfen. Das Ziel sollte also sein, so zu Konstruieren und zu Bauen, dass die Materialien und Bauteile in ihrer bestehenden Qualität wiedereingesetzt werden können. Kreislaufwirtschaft bedeutet also vornehmlich, das große Lager der bereits entnommenen primären Rohstoffe zu nutzen und darauf zu achten, diese sortenrein zu verbauen, um sie anschließend wiederverwenden zu können. Die Forschung hierzu ist die Herausforderung unserer Zeit, damit wir zukünftig auch in der Breite Zugriff auf sortenreine Materialien haben und damit den Verbrauch der endlichen Ressourcen unserer Erde reduzieren.

 

 

Termin

Dienstag, 08. März 2022 - Freitag, 08. April 2022

Zentrum Baukultur im Brückenturm | Rheinstraße 55 | 55116 Mainz

Veranstalter:

Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz

Kooperationspartner:

Hochschule Mainz

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