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Von Wohnformen und Raumwundern | LBS Südwest

Anders Wohnen – Innenansichten und Raumwunder im Zentrum Baukultur

Schon lange wurde öffentlich nicht mehr so viel über das Wohnen gesprochen, wie in den letzten Monaten. Aus gutem Grund, denn die eigenen vier Wände haben wirklich viel zu tun: Sie sind Klassenzimmer und Spielplatz, Büro und Chillzone, Familientreff und Rückzugsort. Wie ist all das nebeneinander unterzubringen? Wie wird das eigene Zuhause zum Raumwunder? Darüber sprachen die Innenarchitektin Eva Holdenried, die Architektin und Journalistin Adeline Seidel und Uwe Wöhlert, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der LBS Südwest, am Donnerstag im Zentrum Baukultur. Denn eine Onlinebefragung ergab: Jeder zweite möchte aktuell an seinem Zuhause etwas ändern. Moderiert wurde der Gesprächsabend von Edda Kurz, Vizepräsidentin der Architektenkammer Rheinland-Pfalz.

Muss es immer mehr Wohnfläche sein, die wir beanspruchen? Oder sollten wir zu Zeiten des Klimawandels nicht viel mehr über Raumqualität als über Flächenquantität nachdenken? Das war eine der Leitfragen, mit der Adeline Seidel in den Gesprächsabend im Zentrum Baukultur ging. Die Architektin und Journalistin belegte ihre Frage mit Zahlen: Obwohl die Familien in Deutschland seit Jahrzehnten immer kleiner werden, beanspruchen wir immer mehr Wohnraum. Zukunftsfähig, so Seidels These, ist das nicht. Doch gesellschaftliche Veränderungen, die zu viel mehr Ein- und Zweipersonen-Haushalten führen, brauchen eine Entsprechung im Wohnungsangebot. Und daran fehlt es bisher. “Man hat das Gefühl, es geht nicht voran, aber dieser Fortschritt wird dringend benötigt“, so Seidel. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, hohe Wohnqualität auf relativ wenig Fläche unterzubringen: vom gemeinschaftlichen Bauen und Wohnen über moderne Kleinsthäuser, sogenannte Tiny Houses, bis zu hotelartigen Angeboten für Business-Nomaden.

Wie Bestandsbauten modernen Wohnanforderungen angepasst werden können, welche Flächenoptimierungen möglich sind, wie ein Raum zu unterschiedlichen Tageszeiten ganz unterschiedlichen Nutzungen dienen kann – alles das erläuterte die Innenarchitektin Eva Holdenried. Ihre These: Durch Umnutzung des Gebäudes und Weiterverwertung der Materialien ist das Wohnen im Bestand nicht nur schön, sondern auch nachhaltig. Wie man alte Gebäude aus dem Dornröschenschlaf wecken kann, zeigte Holdenried in einer kurzen Werkschau.

Darin stellte sie die Frage, ob die Corona-Krise eine Wohn-Krise ist. Nicht zwangsweise, lautet ihre Antwort. Denn: „Jede Wohnung hat Nischen, die man nutzen kann.“ So könnte aus dem Raum unter der Treppe beispielsweise ein Homeoffice-Arbeitsplatz werden.

Die anschließende Gesprächsrunde stand unter dem Motto „Von Tokyo bis Dexheim.“ Die Beteiligten diskutierten die Perspektiven, Gestaltungsmöglichkeiten und den zuvor gezeigten internationalen und regionalen Status quo. Vor allem aber stand die Corona-Pandemie im Vordergrund. Denn eine von der LBS Südwest durchgeführte Umfrage macht deutlich, dass ein schönes Zuhause – besonders in der Pandemiezeit – wichtiger denn je ist. Dies bestätigten 83% der Befragten. Viele äußerten den Wunsch nach mehr Platz, was aber gerade in Ballungsräumen nicht so einfach zu realisieren sei, so Wöhlert. Stattdessen hätten viele in der Zeit des Lockdowns ihr Zuhause umgestaltet oder planten dies in der nahen Zukunft, ergab die Umfrage. „Tatsächlich bietet uns die Pandemie eine Chance, darüber nachzudenken und zu entscheiden, wie wir mit dem Wohnen zukünftig umgehen und was wir verändern wollen“, so Wöhlerts Fazit.

Termin

Donnerstag, 08. Oktober 2020 | 18.30 Uhr - Freitag, 09. Oktober 2020

Zentrum Baukultur im Brückenturm | Rheinstraße 55 | 55116 Mainz

Veranstalter:

Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz

Kooperationspartner:

Landesbausparkasse Südwest LBS

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