| Dialog Innenstadt

Erneuerung langfristig und im Zusammenhang denken

Die größte Herausforderung für die Zukunft sei es, die Ergebnisse der Studie zum Integrierten Standortmanagement, wie sie der "Dialog Innenstadt" in den vergangenen drei Jahren erarbeitet hat, nun auch in der kommunalen Praxis umzusetzen. Darin stimmten die Diskussionsteilnehmer bei der Projektvorstellung "Dialog Innenstadt" am 14. März 2017 im Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz in Mainz überein.

Praktische Erfahrungen aus der Arbeit der Bauverwaltungen steuerten dabei Volker Adam, Ludwigshafen, und Bernhard Adams, Neustadt, bei. Susanne Schultz vom Institut für Raum- und Umgebungspsychologie, die die Gesprächsrunde moderierte, ließ darüber hinaus Erfahrungen aus Moderationsprozessen in den Kommunen aufblitzen. Nach ihrer Wahrnehmung hätten diese Prozesse durchaus Parallelitäten zu den Mechanismen familiärer Konfliktbewältigung. Dem widersprach niemand in der Runde. Vizepräsident Frank Böhme, der als freischaffender Stadtplaner die Leitfadenerarbeitung im Beirat begleitete, sah den größten Erneuerungsdruck für die Innenstädte im rasanten Wandel des Handels. Der klassische Einzelhandel gerate von zwei Seiten in die Zange: Neben autistischen Shoppingmals, die nun auch Mittelstädte erobern, bringt der Onlinehandel die Ertragssituation des traditionellen Einzelhandels vielfach zur Erosion.

Holger Schmidt, der im Fachbereich Raum- und Umweltplanung an der TU Kaiserlautern die Professur für Stadtumbau und Ortserneuerung seit 2009 bekleidet, ließ die Entstehungsgeschichte des Leitfadens und seine Grundthesen nochmals revuepassieren und fasst den Leitfaden so zusammen: "Eine wesentliche Erkenntnis dieser Studie ist, dass die Entwicklung der Innenstädte keine kurzfristige Aufgabe ist". Wer sich als Kommune auf diesen langfristigen Erneuerungsprozess einlasse, für den sei es darüber hinaus wichtig, nicht einzelne Projekte zu fokussieren, sondern auf der Ebene von Straßenzügen, Quartieren und im Zusammenhang des gesamten Stadtgefüges zu denken.

So einfach diese Erkenntnis zunächst klingt, so sehr steckt die Herausforderung hier im Detail, darin waren sich die Praktiker Frank Böhme als freier Stadtplaner sowie Volker Adam und Bernhard Adams für die kommunalen Verwaltungen einig. Denn neben dem langen Atem sei das Engagement der Akteure in den jeweiligen Städten, beispielsweise des örtlichen Handels, nötig. Doch die Umsetzung guter Anregungen brauche in der kommunalen Praxis oft viel mehr Zeit, als die Akteure dies erwarten oder wünschten. Zudem seien viele scheinbar einfache Maßnahmen im dichten Regelungsgeflecht nur unter Beteiligung vieler kommunaler Behörden umsetzbar, was die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement oft schnell erkalten ließe. Hier komme es, so die Runde, auf eine sensible und realitätsnahe Moderation an, die zwischen individuellen Erwartungshaltungen, kommunalen Möglichkeiten und einem praktikablen Zeitplan vermittele.

Trotz aller Komplexität in der Umsetzung war das Interesse am Leitfaden erfreulich groß: Das Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz war jedenfalls gut gefüllt, die Gesprächsrunde mit den anschließenden Publikumsfragen wurde engagiert geführt.

Leitfaden Dialog Innenstadt (PDF)

Die Einladungskarte (PDF)
 

Termin

Dienstag, 14. März 2017

Zentrum Baukultur im Brückenturm | Rheinstraße 55 | 55116 Mainz

Veranstalter:

Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz

Kooperationspartner:

Dialog Innenstadt

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