| Baukultur in der Stadterneuerung

Instrumente der Stadtgestaltung zwischen Gestaltungsanspruch und Quartiersentwicklung | Tagung

Historische Stadtkerne und Altbauquartiere gehören zu den Identitätsträgern vieler Städte. Seit Jahrzehnten steht ihre Modernisierung im Mittelpunkt einer "behutsamen" Stadterneuerung – inzwischen werden aber auch neuere Quartiere aus der städtebaulich-architektonischen Moderne zum Gegenstand der Stadterneuerung.

Die in den vergangenen Jahren betriebene "Korrektur" früherer Eingriffe in die Stadtstruktur durch Rekonstruktionsmaßnahmen, wie beim Dresdner Neumarkt oder bei der neuen Frankfurter Altstadt, hat zu äußerst kontroversen Debatten geführt und wirft die Frage auf, ob gestalterische Rückgriffe auf verlorene, aus früheren Epochen stammende Strukturen und Gestaltmerkmale angemessen sind.

Die Frage des Nebeneinanders von Alt und Neu stellt sich bei Erneuerungsmaßnahmen immer wieder. Da die Bauten der Nachkriegsmoderne immer mehr zum Gegenstand von Erneuerungsbemühungen werden, gewinnt die Frage nach deren spezifischen Qualitäten an Relevanz für die Stadterneuerung.

Die ganztägige Tagung "Baukultur in der Stadterneuerung – Instrumente der Stadtgestaltung zwischen Gestaltungsanspruch und Quartiersentwicklung" am 16. Mai im Zentrum Baukultur Rheinland- Pfalz widmete sich unter anderem folgenden Fragen: Welche Rolle spielen Fragen der Baukultur in der Alltagspraxis der Stadterneuerung und gibt es dazu neuere Forschungen? Welche Debatten zur Baukultur werden in der Städtebauförderung geführt, etwa im Rahmen des Programms Städtebaulicher Denkmalschutz? Wie gestaltet sich das Verhältnis von Rekonstruktion und Stadterneuerung? Wie können Aspekte der Baukultur in Erneuerungsschwerpunkten rechtlich und formal beispielsweise durch Erhaltungs- oder Gestaltungssatzungen gesichert werden? Wie lassen sich Fragen der Baukultur bei der Eigentümeraktivierung, der Bürgerbeteiligung und in den Sanierungsbeiräten thematisieren?

Zur Begrüßung sprach Herbert Sommer, Ministerium der Finanzen Rheinland-Pfalz. Prof. Dr. Detlef Kurth vom Arbeitskreis Jahrbuch Stadterneuerung führte in die Veranstaltung ein. Den Auftaktimpuls "Baukultur in der Stadterneuerung von Rheinland-Pfalz" hielt Dr. Volker Spangenberger, ehemaliger, langjähriger Mitarbeiter der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz (ADD) und nun für die Stadt Ludwigshafen aktiv.

Der erste Themenblock "Baukultur und Städtebauförderung" beinhaltete drei Vorträge. Ricarda Ruland vom BBSR Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung in Bonn sprach über "Instrumente der Qualitätssicherung im Städtebaulichen Denkmalschutz". "Baukultur und nachhaltige Stadtentwicklung – Agenda und Beispiele aus Baden-Württemberg" thematisierten Dr. Michael Müller und Vera Völker vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg. Zum Thema "Baukultur als Teil der integrierten Stadtentwicklung im Saarland" referierte Dr. Henning Stepper, MESS Stadtplaner Amann & Groß PartGmbB, Kaiserslautern. Die Moderation hatte Dr. Elena Wiezorek, Stadtplanerin und Hauptgeschäftsführerin der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, inne.

Nach der Mittagspause ging die Tagung parallel an zwei Orten weiter - dem Brückenturm und dem Wartburgsaal im benachbarten Heiliggeist. Zum Thema "Baukultur und Rekonstruktion" referierten Sarah Al-Alawi, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Internationalen Hochschulinstitut (IHI) Zittau über "das historische Zentrum im Wandel", Dr. Ulrich Stötzner, Paulinerverein Leipzig, über "den Neubau der Universitätskirche in Leipzig" sowie Prof. Dr. Detlef Kurth über "Unkritische Rekonstruktion am Beispiel der Altstadt Frankfurt am Main". Moderiert wurde der Themenblock von Gisela Schmitt von der RWTH Aachen.

Im Wartburgsaal des Heiliggeist lag der Schwerpunkt auf dem Thema "Baukultur und Neubau im Bestand". Dazu hielt Klaus Rasche von der Bauhaus-Universität Weimar einen Vortrag zum Thema "Stadterneuerung und Stadtumbau in Berlin-Hellersdorf nach 20 Jahren". Prof. Dr. Uwe Altrock, Universität Kassel, hielt den Vortrag "Zwischen Nachverdichtung und Abriss". "Die Gestaltung von Neubauvorhaben im Bestand am Beispiel Weimar" war Inhalt des Beitrags von Cornelius Hutfless von der Technischen Universität Berlin. Dr. Ronald Kunze vom Büro für Städtebau und Kommunalberatung aus Hannover moderierte den Themenblock.

Im dritten Themenblock "Baukultur und städtische Attraktivität" sprachen Sarah Al-Alawi sowie Eva Battis-Schinker und Steve Naumann vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung in Görlitz über das "Baukulturelle Erbe in Klein- und Mittelstädten". "Die Schönheit des Alltäglichen" war Thema des Vortrags von Frank Jäger von der TU Kaiserslautern. Tina Hörmann vom Netzwerk Baukultur und Tourismus aus Buxtehude sprach über "Baukultur, Tourismus und Stadterneuerung". Es moderierte Prof. Dr. Holger Schmidt von der TU Kaiserslautern.

Parallel dazu ging es im vierten Themenblock um "Baukultur und Neubauerneuerung" mit Vorträgen von Monika Kunz, Stadt Saarbrücken, zum Thema "Die Erhaltung der 1950er Jahre-Moderne in Saarbrücken", von Dr. Frank Schulz, Stadt Mönchengladbach, "Die Stadtgestalt des Stadtumbaus" sowie von Prof. Yasemin Utku, Stadtguut Bochum, "Umgangsformen mit Großstrukturen der 1960er und -70er Jahre". Moderiert wurde die Runde von Prof. Dr. Uwe Altrock, Uni Kassel.

Der abschließenden Podiumsdiskussion "Baukultur in der Stadterneuerung", moderiert von Prof. Dr. Detlef Kurth gehörten Bianca Klein, Ministerium der Finanzen Rheinland-Pfalz, Rainer Hub, ADD, Edda Kurz, Vizepräsidentin Architektenkammer Rheinland-Pfalz und Ricarda Ruland, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, an.

Veranstalter
Arbeitskreis Stadterneuerung an deutschsprachigen Hochschulen und TU Kaiserslautern, Fachbereich Raum- und Umweltplanung, Lehrstuhl Stadtplanung: Prof. Dr. Uwe Altrock, Dr. Ronald Kunze, Prof. Dr. Detlef Kurth, Prof. Dr. Holger Schmidt und Gisela Schmitt

Kooperationspartner
Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz, Architektenkammer Rheinland-Pfalz, Ministerium für Finanzen Rheinland-Pfalz

Unterstützer
Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL), Informationskreis für Raumplanung (IFR), Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL)

Hintergrund
Seit mehreren Jahren veranstaltet der Arbeitskreis Stadterneuerung an deutschsprachigen Hochschulen einmal im Jahr eine Tagung zu wechselnden Fragestellungen der Stadterneuerung, um die Problemwahrnehmung zu schärfen, die Fachdebatte anzuregen und einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Stadterneuerung in Deutschland zu leisten. Ausgewählte Vorträge werden anschließend im Jahrbuch Stadterneuerung veröffentlicht.

Programm (PDF)

Termin

Donnerstag, 16. Mai 2019

Zentrum Baukultur im Brückenturm | Rheinstraße 55 | 55116 Mainz

Veranstalter:

Arbeitskreis Stadterneuerung an deutschsprachigen Hochschulen und TU Kaiserslautern, Fachbereich Raum- und Umweltplanung, Lehrstuhl Stadtplanung: Prof. Dr. Uwe Altrock, Dr. Ronald Kunze, Prof. Dr. Detlef Kurth, Prof. Dr. Holger Schmidt und Gisela Schmitt

Kooperationspartner:

Zentrum Baukultur Rheinland-PfalzArchitektenkammer Rheinland-PfalzMinisterium für Finanzen Rheinland-Pfalz

Unterstützer
Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung (SRL)
Informationskreis für Raumplanung IFR
Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL)

Zurück