| "Das blühende Leben"

ZB präsentiert die Wettbewerbsergebnisse zur Landesgartenschau Bad Neuenahr-Ahrweiler

Die inzwischen fünfte rheinland-pfälzische Landesgartenschau öffnet im Frühjahr 2022 in Bad Neuenahr-Ahrweiler unter dem Leitthema "Das blühende Leben" ihre Pforten. Die Ergebnisse des hierfür vorab durchgeführten freiraumplanerischen Wettbewerbs wurden im Rahmen der Ausstellungseröffnung am 5. Juni im Zentrum Baukultur vorgestellt. Ziel des Verfahrens war es, für die Gestaltung des innerstädtischen Landesgartenschau-Areals und dessen Vernetzung mit den vorhandenen Parkanlagen und Freiräumen entlang der Ahr Lösungsansätze zu finden.

"Erstmals wird bei einer Landesgartenschau in Rheinland-Pfalz der Fokus auf die gesamte Stadt gerichtet. Ein Ansatz, der mit den neuen Bewerbungsleitlinien forciert wurde", sagte Christoph Heckel vom wettbewerbsbetreuenden Büro BGHplan aus Trier, der durch den Abend führte. Die Leitlinien sehen eine nachhaltige Entwicklung harter und weicher Standortfaktoren vor. Mit dauerhaften Impulsen für Wirtschaft, Stadtentwicklung, Verkehrsinfrastruktur, Landschaftspflege, Grün- und Freiflächen sowie Tourismus sollen Stadt und Region aufgewertet werden.

Einen Blick zurück zu den Anfängen der Landesgartenschauen in Rheinland-Pfalz warf Hermann-Josef Ehrenberg: "Die Landespolitik musste in der Vergangenheit erst vom gesamtgesellschaftlichen Mehrwert einer Landesgartenschau überzeugt werden. Das gelang den `grünen Verbänden´ mit ihrem Engagement eindrucksvoll", so das Vorstandsmitglied der Architektenkammer Rheinland-Pfalz. Zum Vergleich – die erste Landesgartenschau in Rheinland-Pfalz fand 2000, im Nachbarland Hessen bereits 1994 statt. "Mit den neuen Bewerbungsleitlinien werden verstärkt soziale Problemstellungen in den Blick genommen", erklärte Ehrenberg. Dabei verwies er auch auf das im Mai 2017 von der damaligen Bundesbauministerin Dr. Barbara Hendricks veröffentliche "Weißbuch Stadtgrün".
 

"Schon die Bewerbung ist ein Gewinn"

Anschließend sprach Staatssekretär Andy Becht aus Sicht der Landesregierung über die Ziele von Landesgartenschauen und stellte deren langfristigen Nutzen heraus. In allen Ausrichterstädten seien strukturelle Entwicklungen angestoßen worden, die weit in die Zukunft reichen. Bingen beispielsweise, profitiere auch nach zehn Jahren noch von dem damals neugestalteten Hafenareal mit Promenade, das längst ein beliebtes Ausflugsziel sei. Für Kommunen sei das Instrument "Landesgartenschau" so besonders wirksam, weil nicht nur punktuell und nacheinander Fördermaßnahmen umgesetzt werden, sondern Sanierung und Weiterentwicklung sowohl im inhaltlichen als auch zeitlichen Zusammenhang erfolgen, bestätigte Becht die Einschätzung seiner Vorredner. Schon die Bewerbung um die Ausrichtung einer Landesgartenschau sei ein Gewinn. "Wann sonst setzt man sich so dezidiert mit den Fragen auseinander: Wie wollen wir morgen leben? Wie wollen wir Stadt sein?", so Becht.

"Dass die Wahl für den Austragungsort der Landesgartenschau 2022 auf die Kurstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler fiel, und nicht auf eine Industrie- und Militärkonversionen, mag zunächst überraschen. Uns überzeugte aber der inklusive, ganzheitliche, sozialraumplanerische Ansatz der Stadtumplanung", führte Becht weiter aus. Neben der Schaffung von bedarfsgerechtem, bezahlbarem Wohnraum insbesondere für Familien gebe es auch Mobilitätsideen mit Schwerpunkt auf dem öffentlichen Nahverkehr sowie auf Fuß- und Radwegeverbindungen. Zudem sollen vorhandene Grünflächen gesichert, neue Sport-und Freiräume geschaffen und naturnahe Standorte erhalten werden. Bad Neuenahr-Ahrweiler werde Impulse über die Region hinaus setzen, waren sich Becht und Heckel einig.
 

Leitmotiv Gesundheit

Wie sehr der Inklusionsgedanke bei der kommenden Landesgartenschau dominiert, wurde auch in den Ausführungen des Bürgermeisters der Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler Guido Orthen deutlich: "`Gesunde Stadt, gesundes Leben´ lautet das Leitmotiv unseres ganzheitlichen Konzepts, das sowohl freiraumplanerische als auch hochbauplanerische Aspekte berücksichtigt." Denn ebenso wenig wie Wasser und Wein, Natur und Kultur seien Freiraumplanung und Hochbauplanung als Gegensätze zu verstehen. Die geplanten baulichen Maßnahmen, für die größtenteils Wettbewerbe ausgeschrieben wurden oder werden sollen, weisen ebenfalls konkrete Inklusionsstrategien auf: Für das Bahnhofsquartier als neues, zentrales Entrée Bad Neuenahrs ist die Errichtung eines Inklusionshotels angedacht. Dieses soll mit angegliederten Nutzungen versehen werden, etwa besondere Wohnformen für Beschäftigte, auch mit Behinderung. In einem weiteren Modellprojekt soll das Lernen an der Grundschule in Bad Neuenahr mit einem generationenübergreifenden quartiersorientierten Wohnkonzept kombiniert werden. "Ohne Landschaftsarchitekten wollen wir diese Projekte nicht umsetzen", betonte Orthen. Und Heckel ergänzte: "Eine städtebauliche Vernetzung funktioniert nur über Landschaftsarchitektur."
 

"Wenn bei den Projekten der Kollegen vom Hochbau der Lack ab ist, werden unsere Projekte erst richtig schön"

Ganz ähnlich sah das auch Axel Lohrer von der lohrer hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh aus München, der der Jury angehörte und das Wettbewerbsverfahren erläuterte. "Landschaftsarchitektur schafft Orte der Gemeinschaft und prägt den Zusammenhalt." Die Gartenschau sei als Event wichtig; wichtiger sei jedoch, was danach geschehe. Schließlich handle es sich um ein Generationenprojekt. Lohrer machte seinen Vortrag zu einem Plädoyer für die Landschaftsarchitektur und Bemerkte mit einem Augenzwinkern: "Wenn bei den Projekten der Kollegen vom Hochbau der Lack ab ist, werden unsere Projekt erst richtig schön, und resümierte: Die Leidenschaft in Bad Neuenahr-Ahrweiler, den Stadtumbau aktiv mitzugestalten, ist ansteckend". Passend hierzu war in seiner Präsentation der Graffiti-Schriftzug "Together we create" zu lesen. Auch lobte er die Bandbreite der zwölf eingereichten Wettbewerbsbeiträge – von einer einheitlichen Behandlung der Grünflächen bis hin zum Erhalt der unterschiedlichen Räume. Die aus 17 externen und lokalen Fachleuten bestehende Jury hatte vier Preise und eine Anerkennung vergeben.

Bevor sich die Besucher selbst einen Eindruck der qualitativ und konzeptionell hochwertigen Arbeiten machen konnten, präsentierte Timo Herrmann von der bbz landschaftsarchitekten berlin gmbh seinen mit 45.000 Euro dotierten erstplatzierten Entwurf. In diesem werden die bestehenden Parkfragmente zu einer großen Parklandschaft entlang der Ahr entwickelt. Vorhandene Elemente werden dabei nicht überformt, sondern in ihrer Besonderheit herausgearbeitet und gestärkt, wie es in der Jurybeurteilung hieß.

Termin

Dienstag, 05. Juni 2018

Zentrum Baukultur im Brückenturm | Rheinstraße 55 | 55116 Mainz

Veranstalter:

Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz

Kooperationspartner:

Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz

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