"Die Mainzer Museumsnacht bricht im Jahr 2009 alle Rekorde: Zur inzwischen fünften Auflage der Veranstaltung am Samstag, dem 6. Juni 2009 haben sich 42 Museen, Galerien und Institutionen beim Kulturdezernat angemeldet", versprach die Pressemitteilung der Stadt Mainz im Vorfeld der Kulturnacht. Rekorde wurden auch im Zentrum Baukultur gebrochen. Aller Guten Dinge sind drei, denn die dritte Teilnahme des ZB bei der Museumsnacht bescherte unerhoffte Besucherzahlen. Das Programm "Wohnen heute + morgen", bestehend aus Ausstellung, Kurzfilmen, Sinneserfahrung und Kinderprogramm, hielt für jeden etwas bereit.

"Ich komme wegen der Sinneserfahrung", diesen Satz hörte man unzählige Male im Verlauf der Museumsnacht im ZB. Die Ersten, die sich dem Selbstversuch unter dem Motto "Fühlen Sie sich wie 80!" stellen wollten, standen bereits eine halbe Stunde vor der regulären Öffnungszeit vor den Räumlichkeiten in der Kaiserstraße. Der einem Raumfahrtanzug ähnelnde knallrote Age-Explorer des Meyer-Hentschel- Instituts für Altersforschung in Saarbrücken wechselte ohne Pause den Benutzer. Institutsmitarbeiterin Hanne Scherffius, die unermüdlich bereit stand, die verschiedenen Erfahrungsaspekte des Anzuges erläuterte und beim beschwerlichen An- und Ablegen half, konnte erst kurz vor Mitternacht die erste Pause einlegen. Die "Zeitreisenden" nahmen längere Wartezeiten in Kauf, um am eigenen Leib zu erfahren, wie sich zum Beispiel nachlassende Muskelkraft auf das Niederlegen und vor allem auf das Aufstehen von einer Sonnenliege auswirkt, wie sich Arthrose in den Händen beim Ergreifen von runden oder ovalen Handläufen anfühlt oder wie sich die Gelbfärbung der Linse in Verbindung mit Altersweitsichtigkeit auf das Sehvermögen und das Erkennen von Blautönen auswirkt. Beim Ausziehen des Anzuges haben alle Verständnis und Einfühlungsvermögen für das „älter werden“ gewonnen, atmeten aber erleichtert auf und waren froh "noch ein bisschen Zeit bis 80 zu haben".

Die ganz Jungen lockte das Kinderprogramm "Farben + Raum" mit einem großen Basteltisch, bestückt mit Farbtuben, Pinseln und Kartons in verschiedenen Größen. In bunt angemalten Schuhkartons entstanden neue Höhlen für das geliebte Kuscheltier oder blaue Aquarien mit Phantasieunterwasserwelten. Grenzen gab es hier bei der Gestaltung neuer Räume keine. Die prämierten Kurzfilme, Ergebnisse des Wettbewerbs "Wohnen in der Zukunft" der IKEA-Stiftung, boten den Besuchern eine kleine Verschnaufpause. Wegweisende Projekte waren beim Wettbewerb gefragt. Von den zehn Preisträgern wurden vier filmisch dokumentiert. Zum Beispiel das "Prototype Home 2015, Made in Germany", ein von Architekturstudenten aus Darmstadt entwickelter, durch Solarenergie betriebener Pavillon, der in den USA anlässlich des Solar Decathlon 2007 präsentiert wurde.

Die Ausstellung "27 Wohnhäuser", eine Preview der Wohnhäuser, die am Tag der Architektur 2009 teilnehmen, wurde in der Museumsnacht eröffnet und war bis zum 24. Juli im ZB zu sehen. Die gezeigten Projekte liefern ein breites Spektrum aktueller Wohnhausarchitektur in Rheinland-Pfalz von A wie Alzey bis T wie Trimport und sollen Lust darauf machen, die Häuser am 27. und 28. Juni live vor Ort zu besichtigen. Die dazugehörigen Booklets, die in der Ausstellung ausliegen, fanden auf jeden Fall reißenden Absatz, rund 300 Exemplare wurden von den Besuchern in die Nacht getragen.