07.12.2020 | Donnersbergkreis

Zwischen Barock und Moderne

Nur wenige Jahre diente die Orangerie aus dem frühen 18. Jahrhundert dem Überwintern frostempfindlicher Pflanzen. Mehrfach umgebaut, wurde sie lange Zeit für Wohnzwecke genutzt. 2008 erwarb die Stadt das leerste-hende, in die Jahre gekommene Gebäude und ließ es aufwendig sanieren. Gemeinsam mit der 2013 eröffneten Stadthalle bildet die Orangerie heute das kommunikative und kulturelle Zentrum Kirchheimbolandens.

 „Was lange währt, wird endlich gut. Aus der Idee einer Stadthalle vor über 25 Jahren ist ein echtes Schmuckstück für Stadt und Land geworden“, freut sich der ehemalige Stadtbürgermeister von Kirchheimbolanden, Klaus Hartmüller. „Zugleich konnten wir mit der Restaurierung der Orangerie ein Stück Stadtgeschichte bewahren.“

Von der Barockzeit in die Gegenwart
Unter den Fürsten Carl August von Nassau-Weilburg (1685-1753) und seinem Sohn Carl Christian (1735-1788) wurde Kirchheimbolanden zur Residenzstadt erhoben und erlebte eine Blütephase. Nicht nur der Bau des Schlosses fällt in diese Zeit, sondern auch die Errichtung der Orangerie mit angrenzendem Küchengarten. „Mit der Instandsetzung der Orangerie ist uns eine denkmalgerechte Umnutzung sowie eine Aufwertung des Rathausumfeldes gelungen. Der Erhalt historischer Bausubstanz war uns dabei besonders wichtig“, erläutert Hartmüller. Bei der Dachsanierung wurde Originalgebälk aufgearbeitet, altes Gebälk verstärkt, neues eingezogen. Auch die für die Barockzeit typische Schwanenhalskonstruktion - eine im oberen Bereich nach vorne gewölbte Wand, die als Sonnenfang diente - sowie die großen, schräggestellten Fensterfronten auf der Südseite, die einst zugemauert worden waren, wurden wiederhergestellt. Der vorgelagerte Brunnen wurde reaktiviert und Heilkräuter und blühende Stauden gepflanzt, die an den früheren Küchengarten erinnern.

Schritt in die Zukunft
„Die vom Mannheimer Architekturbüro SCHMUCKER und PARTNER geplante Stadthalle geht eine tolle Symbiose mit der Orangerie ein - nicht nur baulich, sondern auch dank das gesamtheitlichen Nutzungskonzeptes“, so Hartmüller. Höhenentwicklung, Dachausbildung und Kubatur des Neubaus orientieren sich an der historischen Vorgabe. Entstanden ist eine moderne Multifunktionshalle für Veranstaltungen mit bis zu 800 Personen, die durch einen überdachten Gang an den Altbau angeschlossen ist, in dem sich Gastronomie und weitere kleine Veranstaltungsräume befinden. Ausgestattet ist die Festhalle mit modernster Licht- und Bühnentechnik, aber auch innovativer Energietechnik: Sie ist angeschlossen an die Nahwärmeversorgung im Keller der Kreisverwaltung, eine Photovol-taikanlage auf dem Dach sorgt für Strom und in einer Zisterne wird Regenwasser gesammelt.

Ein Leuchtturmprojekt
„Mit dem Ensemble Stadthalle-Orangerie hat die Stadt den zentralen Treffpunkt erhalten, den sie so dringend benötigte“, so Hartmüller. Das hat auch das Land Rheinland-Pfalz erkannt und steuerte 3,7 Millionen Euro Fördermittel aus dem Investitionsstock zum rund 6,5 Millionen Euro teuren Bauprojekt hinzu. Weitere 1 Million Euro stammen aus dem Bund-Länderprogramm „Historische Stadtbereiche“ für das Fördergebiet „Barockstadt“.

Zwischen Barock und Moderne

Text: Lena Pröhl

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