| Das wohnungspolitische Gespräch | Gesprächsabend

Wege aus der Krise

Die aktuelle Situation im Wohnungsbau in Rheinland-Pfalz scheint stabil, zumindest auf den ersten Blick. Zwischen 2019 und 2023 wurden jährlich rund 12.000 Wohnungen fertiggestellt, die Zahl der genehmigten Neubauten ist jedoch 2023 auf nur 3.600 gesunken – der niedrigste Wert seit über zehn Jahren! Und für 2024 wird ein weiterer
Rückgang von rund 20 Prozent erwartet. Diese Entwicklung nahmen Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen, die Verbandsvorstände Dr. Axel Tausendpfund (VdW südwest) und Alexander Rychter (VdW RW) sowie Kammerpräsident Joachim Rind zum Anlass, sich am 10. Oktober im Brückenturm zu einem wohnungpolitischen Gespräch zu treffen und  nach einem Impuls von Volker Thies, Redakteur der Immobilien Zeitung, zu diskutieren. Der Immobilienjournalist nannte als Hauptursachen für die Wohnungskrise gestiegene Zinsen, hohe Materialpreise und Löhne sowie zusätzliche politische Anforderungen. Er warnte davor, die steigenden Kosten lediglich als Marktmechanismus zu betrachten, der die Mieten und Kaufpreise automatisch anpasse. Wohnen sei ein grundlegendes Bedürfnis, und der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum dürfe nicht dem Markt allein überlassen werden. Es sei dringend notwendig, Lösungen zu finden und konstruktiv zu diskutieren, so der Redakteur. Alexander Rychter, Verbandsdirektor VdW Rheinland Westfalen,  berichtete von einer Mitgliederbefragung, die zeigte, dass 70 Prozent der Mitgliedsunternehmen und -genossenschaften den Neubau entweder einstellen oder stark reduzieren. Das jährliche Investitionsvolumen von rund vier Milliarden Euro sei gefährdet, auch die Zahl der Modernisierungen nehme ab. Rychter betonte, dass diese Entwicklung auch die Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 gefährde. Bauministerin Doris Ahnen erklärte, dass die Vereinfachung des Bauordnungsrechts ein entscheidender Schritt sei. Rheinland-Pfalz plane als eines der ersten Bundesländer die Beschlüsse der Bauministerkonferenz umzusetzen, um Kosten zu senken und das Bauen im Bestand zu erleichtern. Zudem sollen finanzielle Erleichterungen eingeführt werden, etwa bei Aufstockungen, Umwidmungen von Wohnzwecken, Abstandsflächen und dem Gebäudetyp E. Dieser sei vor allem ein politisches Thema. Neben konkreten Vorschriften solle der Gebäudetyp E auch ein Signal für den Bedarf an intelligenten Lösungen sein, die einen hohen Standard mit günstigem Bauen verbinden. „Wir wollen, dass Menschen sich Gedanken machen, wie man anders und günstiger bauen kann – ohne Qualitätsverlust“, so die Ministerin. Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand VdW südwest, zeigte sich skeptisch gegenüber dem Gebäudetyp E und forderte eine Erweiterung seines Anwendungsbereichs sowie eine klarere Regelung der mietrechtlichen Fragen. Zudem kritisierte er die lange Bearbeitungszeit von Anträgen und die Ungewissheit bezüglich der Förderbedingungen, die für viele Unternehmen problematisch sei. „Wir hoffen sehr, dass die berechtigten Anliegen der sozialorientierten Wohnungswirtschaft bei der Ausgestaltung der neuen Förderkulisse berücksichtigt werden, damit wieder Planungssicherheit entsteht und mehr bezahlbarer Wohnraum kostendeckend geschaffen werden kann“, sagte  Tausendpfund. Kammerpräsident Joachim Rind unterstrich die Notwendigkeit, kreatives Denken im Bauwesen zu fördern und von starren Normen abzuweichen. Auch die Bauämter müssten umdenken und flexibler agieren. Als mögliche Lösung schlug er vor, alternative Finanzierungsmodelle wie Erbbaurechte und Erbpachtverträge zu nutzen.
Durch den Abend führte Journalist und Fernsehmoderator Ralph Szepanski. Grußworte kamen von Adalbert Fettweiß, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft rheinland-
pfälzischer Wohnungsunternehmen. Die Veranstaltung verdeutlichte den dringenden Handlungsbedarf, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig
Qualität und Nachhaltigkeit im Bauwesen zu gewährleisten.

 

EINLADUNG (PDF)

 

Termin

Donnerstag, 10. Oktober 2024 | 18.30 Uhr

Zentrum Baukultur im Brückenturm | Rheinstraße 55 | 55116 Mainz

Veranstalter:

Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz

Kooperationspartner:

VdW Rheinland Westfalen

VdW südwest

Architektenkammer RLP

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