| Gerichtet? Gerettet! (?)

Symposium zur Zukunft des Mainzer Rathauses

Die Sanierung des denkmalgeschützten Mainzer Rathauses ist seit vielen Jahren Anliegen der Mainzer Architektenschaft. In Mainz fand im Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz am 24. November 2015 dazu ein Symposium statt.

Jeder Mainzer kennt sie inzwischen, die Diskussion um die Sanierung des Mainzer Rathauses. Seit einigen Jahren setzen sich viele Mainzer Bürger, darunter weite Teile der Architektenschaft und die Denkmalpflege, vehement für den Erhalt und die Sanierung ein. Aber es hat auch Zweifel gegeben – insbesondere hinsichtlich der Finanzierbarkeit und der technischen Möglichkeiten. Sogar der Abriss wurde vorgeschlagen.

Vor dem Hintergrund der Schlussphase im Ideenwettbewerb zur Rathaussanierung luden die Mainzer Architekten der Kammergruppe Mainz/Mainz-Bingen Ende November gemeinsam mit dem Bund Deutscher Architekten, Landesverband Rheinland-Pfalz, und dem Deutschen Werkbund Rheinland-Pfalz zu einem Gesprächs- und Diskussionsabend ins Zentrum Baukultur ein. In gut drei Stunden wurden die Aspekte beispielhafter Sanierung von Baudenkmälern der Nachkriegsmoderne, die Frage nach der spezifischen Qualität des Mainzer Rathauses und die stadtpolitische Sicht der Dinge aufgearbeitet. Die weit mehr als hundert Gäste nahmen sich Zeit für ein möglichst breites Bild und unterschiedliche Positionen.

Zum Auftakt wurde das Rathaus in Bensberg des Architekten Gottfried Böhm vorgestellt, das vor einigen Jahren saniert werden konnte. Demgegenüber stand das Beispiel des Vattenfall-Hauses, ein Hamburger Jacobsen-Bau. Durch laufende Investitionen in den Bauunterhalt präsentiert sich der Bau noch heute sehr gut.

Im zweiten Teil ging es eher um Kontroversen: In der "Kopf an Kopf" überschriebenen Diskussionsrunde kämpfte Martin Bredenbeck, der junge Kunsthistoriker und Mitretter der Bonner Beethovenhalle, für den Erhalt des Jacobsen-Baus. Sein Gegenüber, Dr. Dankwart Guratzsch, hatte in seinen Beiträgen für "Die Welt" mehrfach Zweifel daran geäußert, ob das Rathaus zu retten sei. Dieser Haltung blieb er treu, wollte aber keineswegs zu denjenigen gezählt werden, die in Negation jeder kulturellen Verantwortung schlicht nach Kassenlage den Abriss fordern.

Dem Rededuell der Fachleute folgte das der Mainzer Stadtpolitik. Oberbürgermeister Michael Ebling sowie Vertreter von sechs Ratsfraktionen diskutierten in der von Prof. Dr. Falk Jäger moderierten Runde engagiert über den Erhalt des Rathauses, Kosten und Dauer der Sanierung sowie die Möglichkeit, im Zuge der Sanierung Bereiche zu verbessern, die aus heutiger Sicht als Probleme bewertet werden. Ihr beinahe einmütiges Votum am Ende lautete auf Erhalt des Rathauses sowie eine maßvolle und damit bezahlbare Sanierung. Dem gerade beendeten Ideenwettbewerb soll ein Realisierungswettbewerb folgen

Zur Veranstaltung haten Mainzer Architektenschaft in der Kammergruppe Mainz / Mainz-Bingen gemeinsam mit dem Bund Deutscher Architekten BDA, Landesverband Rheinland-Pfalz, und dem deutschen werkbund Rheinland-Pfalz ins Zentrum Baukultur eingeladen.


Begrüßung
Gerold Reker, Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz

Einführung
Thomas Dang, Sprecher der Kammergruppe Mainz / Mainz Bingen
Heinrich Lessing, 1. Vorsitzender des BDA Rheinland-Pfalz
Rupert Kroemer, 1. Vorsitzender des dwb Rheinland-Pfalz

Beispielhaft - Erfolgsgeschichten
Gelungene Sanierung: Das Rathaus in Bensberg, Architekt Gottfried Böhm
Karl Stabenow Architekt, Denkmalpfleger der Stadt Bergisch-Gladbach, und Dr. Andreas Stürmer Wiss. Referent in der Abteilung Bau- und Kulturdenkmalpflege des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland

Gute Pflege: Das Vattenfall-Haus in Hamburg, Architekt Arne Jacobsen
Uwe Mohrmann, Leiter Bau- und Haustechnik Vattenfall Hamburg, und Rudolf Kärcher, Leiter Immobilien Vattenfall Deutschland

Kopf an Kopf - Ein Streitgespräch
Dr. Dankwart Guratzsch Journalist, Die Welt
Martin Bredenbeck Kunsthistoriker, Mitinitiator Initiative Beethovenhalle Bonn

Mainzer Wege - Diskussionsrunde
Michael Ebling Oberbürgermeister der Stadt Mainz und Vertreter der Ratsfraktionen nehmen Stellung:
Hannsgeorg Schönig (CDU), Dr. Eckart Lensch (SPD), Sylvia Köber-Gross (Bündnis 90/Die Grünen), Peter Strokowsky (FDP), Waltraud Hingst (Die Linke), Claus Berndroth (AfD/FW), Ingrid Pannhorst (ÖDP)
Moderation: Prof. Dr. Falk Jaeger, Berlin

Termin

Dienstag, 25. November 2014

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