Großsiedlungen – Merkmale und Qualitäten

Kaum ein städtebaulicher Gebietstyp hat die Fachwelt so polarisiert wie die Großwohnsiedlungen –  als „neue Städte“ bejubelt, wurden sie kurz darauf bereits als abrisswürdig deklariert – und noch immer ist Ihr Ruf nicht gerade der Beste. Zeit also, sich mit den spezifischen Merkmalen,die sie als Wohnort ausmachen machen, auseinanderzusetzen.

So geschehen am 10. Oktober 2023 im Zentrum Baukultur. Zum Gesprächsabend begrüßte Thomas Dang, Architekt und Vorstandsmitglied der Architektenkammer Rheinland-Pfalz. Prof. Dr. Maren Harnack führte anhand der Studie „Lebensqualität in Großwohnsiedlungen“, die sie gemeinsam mit Natalie Heger und Ruth Schlögl erarbeitet hat, in das Thema ein. In der Studie wurden Merkmale von Großsiedlungen in elf übergeordneten Kategorien – beispielsweise Gestaltung, Freiräume, Service, Gebäudezustand, Mobilität – eingeordnet; jeder der elf Kategorien sind insgesamt 39 Indikatoren – beispielsweise Barrierefreiheit, ÖPNV-Anbindung, Schulen, aber auch Sauberkeit, Nachbarschaft, Aufenthaltsqualität – zugeordnet. Alle Bewertungskriterien zusammen ergeben den sogenannten Wohnqualitätsindex. Er macht ablesbar, wo die Stärken eines Quartiers liegen und eine gute Weiterentwicklung ansetzen könnte und wo Defizite vorhanden sind und Handlungsbedarf besteht. Hilfreich in einer Zeit, wo die Sorge um den Bestand weiter zunimmt.

Wie es um hiesige Großsiedlungen steht, berichtete Robinson Michel, Architekturvermittler und Bewohner der „Elsa“ in Mainz-Gonsenheim. Tobias Löchner von der GAG Ludwigshafen am Rhein berichtete über die Entwicklungen der „Pfingstweide“ in Ludwigshafen. Frank Hastenteufel, Amtsleiter für Stadtentwicklung der Stadt Koblenz, präsentierte die Wohnsiedlung Horchheimer Höhe. Im abschließenden Gespräch wurde für mehr Verlässlichkeit in der Planung, einer damit einhergehenden Beständigkeit der Förderbedingungen, für experimentelles und einfacheres Bauen, Stichwort Gebäudetyp E, sowie für deutlich mehr Gemeinnützigkeit im Großsiedlungsbau geworben.

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